
Der Ball rollt wieder ...
Die Fußball-Europameisterschaft der Herren hätte eigentlich schon im letzten Jahr stattfinden sollen. Wegen der Corona-Pandemie wurde sie um ein Jahr verschoben. Nun wird vom 11. Juni bis 11. Juli in zwölf europäischen Städten gekickt, von Glasgow bis Baku und von Kopenhagen bis Rom. Doch ohne Ball kein Spiel - wo kommen eigentlich die vielen Fußbälle her, die rund um den Globus im Einsatz sind?
Die Stadt Sialkot im Nordosten Pakistans ist die Welthauptstadt der Fußball-Produktion. Bis zu 70. Mio. Fußbälle werden dort pro Jahr hergestellt. Das entspricht rund 2/3 der Weltproduktion - auch für Marken wie Adidas, Nike und Puma.
Die Produktion der Bälle in den Fabriken und Nähzentren und die dortigen Arbeitsbedingungen haben allerdings mit Fairplay nicht viel zu tun: Die Löhne sind so niedrig, dass sie kaum für den Lebensunterhalt der Arbeiter*innen reichen. Und das, obwohl diese teilweise sieben Tage pro Woche arbeiten. In vielen Familien sind auch Kinder gezwungen, mit zum Einkommen beizutragen. Frauen werden oft schlechter bezahlt als Männer und bei Schwangerschaft droht ihnen die Kündigung. Hinzu kommen schlechte hygienische Bedingungen in den Nähfabriken und der Einsatz gesundheitsgefährdender Stoffe.
Es geht auch anders …
Dass es auch anders geht, zeigen Pioniere wie beispielsweise der Ballhersteller Vision Technologies, der nach den Kriterien des Fairen Handels arbeitet: Die Preise für die Bälle werden vom Hersteller so festgesetzt, dass sie menschenwürdige Arbeitsbedingungen ermöglichen. Dazu zählen geregelte Pausenzeiten für die Arbeiter*innen, Arbeitsschutz bei gefährlichen Tätigkeiten, Sozialleistungen wie Krankenversicherung und Rentenprogramme und Löhne, die auch zum Leben reichen.
„Vor drei Jahren war ich am internen Change Management-Programm beteiligt und seit einem Jahr leite ich das Labor der Qualitätskontrolle von Vision Technologies. Die Arbeitsbedingungen sind sehr angenehm für die Belegschaft, so dass ich mich bei meiner Arbeit sehr wohl fühle.“
Einen besonderen Fokus legt das Unternehmen auf das Thema Geschlechtergerechtigkeit: Männer und Frauen werden für die gleiche Tätigkeit gleich entlohnt, Frauen werden besonders gefördert und in Leitungspositionen eingesetzt.
Von den 700 Ballherstellern in Sialkot arbeiten bisher allerdings nur fünf nach den Richtlinien des Fairen Handels. Und der Anteil der Fairtrade-zertifizierten Bälle am Weltmarkt liegt gerade einmal bei ca. 0,01 %. Dabei gibt es fair gehandelte Bälle in vielen verschiedenen Designs und Qualitätsstufen, von Kinderbällen über Trainingsbälle bis hin zu hochwertigen Matchbällen. Zahlreiche Weltläden haben Bälle vorrätig oder können sie auf Wunsch bestellen – damit steht dem fairen Feierabendkick nichts mehr im Wege …