Kampagnenarbeit
Eine Kampagne ist eine Serie politischer Aktivitäten, die gut geplant aufeinander folgen, um ein bestimmtes Ziel (oder auch mehrere) in meist unterschiedlichen Zeithorizonten zu erreichen.
Alle Kampagnen haben gemeinsam, dass ihnen eine Strategie zugrunde liegt, mit der die Akteur* innen ein Ziel erreichen wollen. Sie haben (mindestens) einen handfesten Grund für ihr Handeln und können genau sagen, wer nach ihrer Analyse und Forderung was genau tun muss, um einen Missstand zu beheben.
Die Königsdisziplin der Kampagnenplanung liegt in der Entwicklung der richtigen Strategie: Welche Wege können zu den erkannten Zielen führen? Welche Strategie hat besonders gute Chancen, weil die Planenden einen guten Zeitpunkt dafür erkennen oder passende Beziehungen oder Fähigkeiten mitbringen?
Exkurs: Militaristischer Wortursprung
Der Begriff Kampagne kommt aus dem Lateinischen. Campus bedeutet „freies Feld“, dementsprechend wurde Kampagne meist als „Feldzug“ übersetzt. Strategia kommt aus dem Griechischen und lässt sich als „Feldherrenkunst“ übersetzen. Antimilitarist/innen sollten an dieser Stelle nicht aussteigen: Wer Verantwortliche zu einem veränderten Handeln bewegen will, muss wissen, wer in einem politischen Prozess mitwirkt, was die Voraussetzungen für eine andere Entscheidung sein könnten und mit welchen Interessen er oder sie es zu tun bekommen kann. Kluge Strategien brauchen wir in vielen Lebenssituationen. „Kampagnenförmig“ denken zu können, ist eine hilfreiche Grundbedingung in vielen politischen, sozialen und kulturellen Auseinandersetzungen.
Welche Kampagnenarten gibt es?
Eine idealtypische Druckkampagne würde bedeuten, alles daran zu setzen, eine bestimmte Person oder Personengruppe bzw. Institution so unter Druck zu setzen, dass sie ihr Verhalten ändert. Öffentliche Protestaktionen bringen Aufmerksamkeit und Medienberichterstattung. Wiederkehrende Appelle, Konfrontationen und bewusste Regelübertretungen (Ziviler Ungehorsam) können dabei helfen, Druck aufzubauen und eine alternative Lösung zu erreichen.
Eine Aufklärungskampagne schafft ein Bewusstsein für ein bestimmtes Problem und will mit Argumenten und emotionalen Botschaften eine Grundlage für entsprechende Verhaltensänderungen von Menschen legen. Klassiker in diesem Fach sind Kampagnen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, die für die Verwendung von Kondomen beim Sex oder für gesunde Ernährung werben. Aber auch eine kleine lokale Umweltschutzinitiative kann eine Aufklärungskampagne auf die Beine stellen, in dem sie für das Fahrradfahren wirbt und über die Folgen mobilen Individualverkehrs aufklärt.
Manche Kampagnen-Ratgeber nennen als eine weitere Kampagnenform noch die Lobby-Kampagne, die sich besonders an politische Entscheider* innen wendet. Diese Art der Kampagne eignet sich eher für politische Hintergrundgespräche als für konfrontativen Protest auf der Straße.
Weitere Begriffe und Kampagnen aus dem Bereich Öffentlichkeitsarbeit sind: Pressekampagne, Medienkampagne, Wahlkampagne, Werbekampagne, Hetzkampagne.
Letztlich zeigt sich: „Sortenreine“ Kampagnen kommen in der Praxis selten vor, da verschiedene Kampagnen-Elemente stets miteinander kombinierbar sind. Der richtige Mix macht's – es gilt, sich also immer wieder neu zu entscheiden und der Situation einer Kampagne entsprechende Maßnahmen auszuwählen.
Stand: 2020
Quelle
Jutta Sundermann, Was kennzeichnet eine Kampagne? Unter: www.buergergesellschaft.de/praxishilfen/kampagnen-und-aktionen/engagement-in-aktion/was-ist-campaining/was-kennzeichnet-eine-kampagne/