Weltläden arbeiten nach klaren Regeln
Weltläden, die Mitglied im Weltladen-Dachverband sind, richten ihre Arbeit an klaren Kriterien aus. Sie sind in der Konvention der Weltläden niedergeschrieben und enthalten Regeln für Weltläden, ihre Lieferanten sowie die Produzent*innen, die die Waren herstellen. Mit dem Weltladen-Logo haben diese Weltläden die Möglichkeit, nach außen zu signalisieren, dass sie für die Einhaltung dieser Kriterien stehen.
Die Standards der Konvention der Weltläden
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Alle Akteure kooperieren miteinander und vermeiden unfairen Wettbewerb. Sie maximieren ihren Gewinn nicht auf Kosten anderer. Die Handelsspanne und der Preis müssen fair sein. Alle Produkte und Zutaten von Produkten, die aus Fairem Handel verfügbar sind, müssen aus Fair-Handels-Quellen bezogen werden. Anerkannte Weltladen-Lieferanten bevorzugen als Handelspartner*innen Zusammenschlüsse von Produzent*innen mit gleichberechtigter Mitbestimmung und unterhalten langfristige Beziehungen zu ihnen. Ausbeuterischer Zwischenhandel muss unterbleiben. Weltläden kaufen bei anerkannten Lieferanten ein.
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Im gesamten Fairen Handel stehen die Menschen und ihre elementaren Bedürfnisse im Vordergrund. Bei Arbeitszeiten und Arbeitsbedingungen wird die Konvention der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) beachtet. Es darf keine Diskriminierung geben, die z.B. auf Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit oder nationaler Herkunft beruht. Es werden die UN-Konvention zu Kinderrechten und nationale bzw. örtliche Gesetze eingehalten, welche die Anstellung von Kindern regeln. Ausbeuterische Kinderarbeit ist immer abzulehnen. Alle Organisationen respektieren das Recht der Arbeitnehmer*innen, Gewerkschaften ihrer Wahl zu gründen oder ihnen beizutreten und kollektiv zu verhandeln. Es ist sicherzustellen, dass keine Zwangsarbeit geleistet wird.
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Grundlage des Fairen Handels der Weltläden ist Transparenz, sowohl gegenüber der Öffentlichkeit als auch zwischen den Handelspartner*innen. Produzent*innen, Importorganisationen und Weltläden ermöglichen für ihre Handelspartner*innen eine Einsicht in ihre Zielsetzungen, ihre Organisationsstruktur, ihre Prozesse zur Entscheidungsfindung, ihre Besitzverhältnisse, ihre finanzielle Situation, ihre Handelswege und ihre Handelskriterien.
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Die Akteure des Fairen Handels vermitteln Informationen über die Produkte, die Produzent*innen, die Herkunftsländer der Produkte, den Weg des Produkts zu den Verbraucher*innen und die Rahmenbedingungen und Machtverhältnisse im Welthandel. Sie fördern die Entwicklung von beruflichen Kompetenzen ihrer Mitarbeiter*innen und bieten ihnen nach Möglichkeit Weiterbildungsmaßnahmen an.
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Die Akteure des Fairen Handels fördern über Öffentlichkeitsarbeit und Kampagnen das Bewusstsein für ihre politischen Zielsetzungen sowie für die Notwendigkeit, sich für Gerechtigkeit im Welthandel einzusetzen.
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Alle Akteure des Fairen Handels bemühen sich um größtmögliche Umweltverträglichkeit im Herstellungs- und Vermarktungsprozess. Einkäufer*innen und Importorganisationen bevorzugen Produkte, die auf der Basis von ökologisch nachhaltig erzeugten Rohstoffen hergestellt sind. Importorganisationen fördern bei landwirtschaftlichen Produkten die Ökozertifizierung.
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Das zentrale Anliegen der Weltläden ist die Förderung des Fairen Handels. Weltläden verstehen sich aber auch als Teil einer umfassenderen Bewegung für nachhaltigen Konsum. Sie können daher neben Produkten aus Fairem Handel weitere Produkte aus sozial- und umweltverträglicher Herstellung, sogenannte Ergänzungsprodukte, anbieten. Dies sind Produkte, deren Hauptrohstoffe nicht von Handelspartner*innen in Ländern des Globalen Südens stammen, wie z.B. Recyclingpapier oder regionale Bioprodukte. Ergänzungsprodukte müssen im Weltladen als solche erkennbar sein.
Attraktives und geprüftes Warensortiment
Die Grundlage für den Einkauf der Weltläden ist der Lieferantenkatalog, der vom Weltladen-Dachverband erstellt wird. Er enthält eine Liste von aktuell über 90 Unternehmen, die vom Weltladen-Dachverband überprüft wurden und die in der Konvention der Weltläden festgehaltenen Kriterien einhalten. Diese Vielfalt ermöglicht es Weltläden, ihren Kund*innen eine attraktive Produktpalette anzubieten und macht Weltläden zu den Einkaufsorten mit der breitesten Auswahl fair gehandelter Produkte.
Transparentes Handeln
Transparenz gegenüber der Öffentlichkeit sowie zwischen den Handelspartnern ist ein sehr wichtiges Kriterium des Fairen Handels und grundlegend für seine Glaubwürdigkeit. So legen Fair-Handels-Importeure und Weltläden zum Beispiel auf Wunsch die Preiskalkulation für bestimmte Produkte offen. Persönliche Begegnungen von Vertreter*innen der Produzentenorganisationen, der Importeure sowie von Weltladen Mitarbeiter*innen bei gegenseitigen Besuchen und Konferenzen stärken das Vertrauen untereinander und ermöglichen einen direkten Kommunikationsfluss. Im Rahmen von Veranstaltungen wie z.B. der Fairen Woche haben alle Interessierten die Möglichkeit, sich persönlich mit Handelspartnern auszutauschen.
Überprüfung der Einhaltung der Kriterien
„Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“, sagt der Volksmund. Im Fairen Handel wird das Vertrauen zwischen den Handelspartnern groß geschrieben. Dennoch müssen auch die Akteure des Fairen Handels z.B. gegenüber der Öffentlichkeit nachweisen können, dass sie halten, was sie in Sachen Fairness und Nachhaltigkeit versprechen. Deswegen gibt es im Fairen Handel verschiedene Überprüfungsverfahren. Bei den Weltläden ist das ein Monitoring, das alle zwei Jahre durchgeführt wird.
Das Monitoring basiert auf einer Selbstauskunft der Weltläden anhand eines ausführlichen Fragebogens, der ihnen die Möglichkeit der Selbstreflexion bietet. Die Weltläden erhalten daraufhin eine individuelle Rückmeldung vom Weltladen-Dachverband mit Anregungen für Verbesserung. Daraus leiten sie konkrete Verbesserungsmaßnahmen ab und versuchen, diese im Laufe der nächsten zwei Jahre umzusetzen.