
Interview mit Anke Engelke
Warum engagieren Sie sich für den Fairen Handel und seit wann?
Es ist auf seltsame Weise herrlich und alarmierend zugleich, oder? Ich fühle mich umgeben von Menschen, die dringend Veränderung wollen: ökonomische und soziale Fairness JETZT! Den Fairtrade Award habe ich 2012 zum ersten Mal moderiert, achtsam eingekauft habe ich hoffentlich schon vor 20 Jahren.
Was ist das Besondere am Fairtrade Award?
Mir gefällt die Haltung derer, die mitmachen. Denn es geht um Veränderung und nicht um Prämien oder Prahlerei. Man muss Aufmerksamkeit schaffen und Bewusstsein. Zugleich kann man aber auch einen knorke schönen Abend verbringen mit Engagierten, mit Aktivist*innen und ein paar Ahnungslosen.
Welchen Bezug haben Sie zu Weltläden?
Spitzensache! Wenn ich auf Lesereise bin oder in anderen Städten als meiner Heimatstadt Köln drehe, gehe ich zuerst zum lokalen Weltladen. Auch wenn ich nichts kaufe: reingehen, guten Tag sagen, rumschauen, fertig.
Was ist Ihr Lieblingsprodukt im Weltladen bzw. aus dem Fairen Handel?
Im Weltladen in Bad Tölz habe ich zuletzt tolle Upcycling-Dosen aus Zeitungspapier gekauft. Geschenke für unser Filmteam.
Leider gab es keine Infos zur Herkunft, kein wer-wo-wie. Das hat mich ein bisschen gewundert. Aber jetzt kommt es: Zuhause in Köln hatte ich wenig später Post vom Weltladen, der die Infos nachreichte. Kundenservice deluxe!
Ist der Faire Handel in der Film- und Fernsehbranche bekannt? Wird Wert auf faire Beschaffung zum Beispiel von Kaffee oder auch Kleidung gelegt?
Ja und nein. Beim Film gibt es – wie in jeder Branche, in jedem Lebensbereich – durchaus Leute, die stur weiterhin keinen Wert auf Fairen Handel oder Nachhaltigkeit legen. Aber bei der Produktion der Serie, die ich gerade abgedreht habe, war bestimmt die Hälfte der Produkte auf dem sogenannten Set-Tisch fair gehandelt. Es tut sich also etwas.
Inwiefern können Sie durch Ihre Arbeit auf den Fairen Handel aufmerksam machen?
Na ja, ich bin Schauspielerin, da liegt meine Kernkompetenz. Spezialistin für Fairen Handel bin ich nicht. Klar, ich kann ungefragt über das Thema sprechen, ich kann am Set die Produzent*innen und Produktionsleiter*innen aufklären und nerven, aber – puh – das nervt ja auch mich. Besser ist es, so konsequent wie möglich einzukaufen und zu leben. Das kann jede*r.
Braucht es aus Ihrer Sicht (mehr) prominente Menschen, die für gesellschaftsrelevante Themen wie den Fairen Handel sprechen?
Prominente sind nicht per se bessere oder aufgeklärtere Menschen. Warum sollte man ihnen mehr glauben als anderen?
Aber wenn jemand etwas verstanden hat, fundiertes Wissen weitergeben und im Alltag klug handeln kann: yeah yeah yeah – machen machen machen!
Die bundesweit größte Aktionswoche des Fairen Handels, die „Faire Woche“, beschäftigt sich 2020 mit der Frage, was Gutes Leben bedeutet. Was brauchen Sie für ein Gutes Leben?
Gesundheit für meine Liebsten und mich, Zeit und Frieden.
Das Interview führte Svenja Lambert (Weltladen-Dachverband).
ZUR PERSON
Anke Engelke ist Schauspielerin, Moderatorin, Komikerin und Synchronsprecherin. www.anke-engelke.de