Malu Dreyer
Staatskanzlei/E. Biscotti
Kundenmagazin Sommer 2019

Interview mit Malu Dreyer

Welche Rolle sie dem Fairen Handel, besonders den Weltläden, und der Politik für die Umsetzung eines guten Lebens weltweit beimisst, erzählt sie uns im Interview.

Welchen Bezug haben Sie zum Fairen Handel, insbesondere zu Weltläden?
Fairer Handel ist ein wichtiger Einflussfaktor, um für Wachstum, Wohlstand und damit letztlich auch für Frieden zu sorgen. Er kann mit dazu beitragen, ein Bewusstsein bei Verbrauchern und Verbraucherinnen für nachhaltigen Konsum zu schaffen. Deshalb ist er mir, so wie Nachhaltigkeit insgesamt, sehr wichtig.

Wo möglich, versuche ich persönlich, nachhaltig gehandelte Produkte zu kaufen. Weltläden kenne ich schon sehr lange – noch aus der Zeit, als sie „Dritte-Welt-Läden“ hießen. Schon am Namen kann man erkennen, dass sich auch dank ihrer Arbeit Einiges getan hat.

Welche Rolle spielen Weltläden für Sie in Deutschland?
Weltläden haben meiner Meinung nach Vorbildfunktion. Sie zeigen uns, dass es einen Markt für Produkte aus Fairem Handel gibt und geben uns Konsumenten und Konsumentinnen die Chance, fairen Welthandel zu unterstützen. Gleichzeitig erhöhen sie damit stetig die Aufmerksamkeit für das Thema und das ist gut. Weltläden sind wichtige und zentrale Ansprechpartner.

Der Faire Handel zielt darauf ab, die Regeln des Welthandels gerechter zu gestalten. Welchen Stellenwert hat der Faire Handel in der Politik und was sind die Gründe hierfür?
Meiner Meinung nach nimmt die Bedeutung im Moment auf allen Ebenen zu, weil wir zunehmend erkennen, dass unser Konsum und unser Handeln ganz konkrete Auswirkungen hat.

Nehmen Sie das Beispiel Flucht – viele Menschen verlassen ihre Heimatländer nicht nur wegen Krieg oder Verfolgung, sondern zunehmend auch, weil sie keine Perspektive sehen, dort wirtschaftlich zu überleben. Ob und wie ein Kleinunternehmer oder eine Kleinunternehmerin in ärmeren Ländern von seinen oder ihren Erzeugnissen leben kann, welche Arbeitsbedingungen ein Arbeitnehmer oder eine Arbeitnehmerin vorfindet, das hängt mit davon ab, welchen Preis wir bereit sind, für ein Produkt zu zahlen.

Mit solchen Zusammenhängen setzen wir uns heute zunehmend und intensiver auseinander als früher. Das führt letztlich unter anderem dazu, dass der Faire Handel verstärkt in den Fokus rückt.

Welchen Beitrag kann die Politik und Wirtschaft leisten, um Menschenrechtsverletzungen zu verhindern bzw. rechtlich zu verfolgen?
Fest steht, dass Menschenrechtsverletzungen nicht hinnehmbar sind. Wir können nicht einfach wegschauen, wenn so etwas passiert. Wir haben den Nationalen Aktionsplan Wirtschaft und Menschenrechte. Seit einiger Zeit ist außerdem ein Abkommen der Vereinten Nationen im Gespräch, das die Einhaltung der Menschenrechte entlang von Lieferketten für Unternehmen verbindlich machen soll. Das ist überfällig.

Das Thema Nachhaltigkeit und Fairer Handel spielt seit Jahren schon eine große Bedeutung in der gesamten Handelsbranche. Viele Handelsunternehmen haben funktionierende Wertschöpfungsketten aufgebaut, die die sozialen Arbeitnehmerrechte einschließlich Gesundheits- und Umweltschutz sowie Nachhaltigkeit berücksichtigen.

Viele Händler, ob im Lebensmitteleinzelhandel, im Mode- oder Möbelhandel verweisen sogar explizit auf faire, nachhaltige Wertschöpfungsketten und sprechen somit gezielt die Verbraucher und Verbraucherinnen als wertebewusste Kunden und Kundinnen an.

Gleichzeitig glaube ich, dass kein Bereich das Problem alleine lösen kann, sondern dass es nur im Zusammenspiel aller gehen wird. Wir werden in jedem Fall nur etwas erreichen, wenn Maßnahmen für alle umsetzbar bleiben: Wenn Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen zu fairen Bedingungen arbeiten, Unternehmen gleichzeitig gut wirtschaften können und Verbraucher und Verbraucherinnen das Geld haben, um nachhaltige Produkte bezahlen zu können.

Was müssten der Faire Handel und die Weltläden machen, damit deren politischen Forderungen mehr Gehör finden und sie umgesetzt werden?
Ich denke, sie tun schon viel! Es ist für jede Initiative wichtig, einfach am Ball zu bleiben, nicht aufzugeben und immer wieder die Argumente und Lösungen aufzuzeigen. Wir bewegen uns hier politisch vor allem auf nationaler und internationaler Ebene. Dadurch sind zahlreiche Akteure eingebunden und politische Prozesse können viel Zeit in Anspruch nehmen. Wichtig ist, kontinuierlich weiterzuarbeiten. Nur dann wird man Ergebnisse sehen.

Das Interview führte Katja Voss (Weltladen-Dachverband).


ZUR PERSON

Malu Dreyer ist Ministerpräsidentin des Bundeslandes Rheinland-Pfalz und Stellvertretende Bundesvorsitzende der SPD.

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