
Interview mit Moritz Neumeier
Welchen Bezug hast Du zum Fairen Handel und zu Weltläden?
Ich habe relativ früh angefangen, fair gehandelte Produkte zu kaufen, weil sie bei uns zu Hause auch gekauft wurden. Seit ca. zwei Jahren arbeite ich auch mit dem Verein Fairtrade Deutschland zusammen, zum Beispiel für Kampagnen.
Dort wo ich wohne, gibt es leider keinen Weltladen. Als ich auf Tour war, bin ich das erste Mal in einen Weltladen gegangen und habe festgestellt: Ach krass, es gibt einfach alles in EINEM Laden – vor allem Accessoires. Ich brauche das nicht online bestellen. Seitdem gehe ich während einer Tour in Weltläden und kaufe meistens etwas, das ich ehrlich gesagt nicht brauche – was aber schön aussieht.
Warum engagierst Du Dich für den Fairen Handel?
Wenn man erst einmal anfängt, darüber nachzudenken, was wir mit unserem Konsum anrichten können, sollte man sich auch fragen: Wie kann ich meinen Teil dazu beitragen, dass Menschen und Natur weniger zu Schaden kommen? Und wenn mir nur ein paar Leute zuhören – wieso sollte ich mich nicht dafür engagieren?
Alles, was du machst, ist politisch. Weil alles, was du machst, Auswirkungen auf andere Menschen hat.
Was ist Dein Lieblingsprodukt aus Fairem Handel?
Immer schon Kaffee, weil der Kauf so einfach ist. Ich muss sagen, ich werde richtig wütend, wenn ich irgendwo in eine Wohnung komme und die Leute keinen fairen Kaffee haben. Fair gehandelter Kaffee kostet vielleicht zwei Euro mehr als nicht fairer Kaffee. Aber dafür beutest du niemanden aus – wie kann man das nicht ausgeben wollen?
Du bist jemand, der klar Stellung zu politischen Themen bezieht, obwohl es nicht unbedingt karriereförderlich ist. Warum machst Du es trotzdem?
Ich bin sehr politisch erzogen worden und hatte vor allem in der Pubertät ein ganz großes Unrechtsbewusstsein und habe alles zu Hunger oder Bürgerkriegen nachgelesen. Bis heute beschäftige ich mich mit diesen Themen, auch wenn sie mich fertig machen. Mein Abwehrmechanismus war immer schon, aus jedem negativen Gefühl irgendeinen Witz zu machen, auch auf der Bühne. Auch wenn meine Zielgruppe dadurch kleiner ist, ist sie für mich schöner, weil sie Bock hat, sich mit politischen Themen auseinanderzusetzen. Und nachdem sie darüber nachgedacht haben und alles ganz furchtbar ist, werden sie dann auch noch zum Lachen gebracht.
Wenn Du allerdings im Internet politisch bist, musst Du mit einem Shitstorm rechnen. Als ich mein erstes politisches Video gemacht habe, war es echt die Hölle und ich habe überlegt, aufzuhören. Ich habe mich dann aber entschieden, weiterzumachen – trotz Morddrohungen.
Wo fängt denn politisches Handeln für Dich an?
Alles, was du machst, ist politisch. Weil alles, was du machst, Auswirkungen auf andere Menschen hat. Und von da an ist es politisch.
Was denkst Du zum Lieferkettengesetz, das aktuell in den politischen Gremien unterwegs ist?
Ja, das wird schön, wenn das mal klappt. Aber dass wir das nochmal aufschreiben müssen, damit sich Menschen daran halten… Warum brauchen wir ein Gesetz, in dem steht „Lass uns mal Menschenrechte einhalten – nicht nur vor der eigenen Haustür, sondern auch ein paar Kilometer weiter östlich und westlich“?
Wie können Menschen aus Deiner Sicht für nachhaltigen Konsum sensibilisiert werden, ohne dass man mit dem Holzhammer kommt?
Viele Kampagnen versuchen, auf die Tränendrüse zu drücken. Aber Leute, die mit Leid konfrontiert werden, denken selten: Ah ja, damit würde ich mich gerne noch mehr beschäftigen. Ich denke, Humor ist ein großer Schlüssel bei den Leuten.
Wenn ich sage: „Kauf Fairtrade-Kaffee, sonst verrecken Leute“, fühlen sich Menschen angegriffen und gehen einen Schritt zurück. Wenn ich einen Witz darüber mache, sind die Leute dem Thema gegenüber offen und eher bereit, aus dem Lachen heraus zu denken: „Ja, er hat schon Recht“. Aber es ist schwer, einen lustigen Spot zu machen. Deshalb sollte man das mit Menschen machen, die beruflich mit Humor arbeiten.
Redaktion: Nadine Busch (Weltladen-Dachverband)
Das Interview ist ein Auszug aus dem Weltladen-Podcast fairtont., der auf allen üblichen Podcast-Apps zu hören ist.
Weitere Informationen unter moritzneumeier.de