![Ein helles und modern eingerichtetes Ladengeschäft mit blauem Teppich und hellen Holzmöbeln](/site/assets/files/24917/20210510_145118_quer.1200x675.jpg)
Fair-Trade-Geschäfte in Buenos Aires: Erfolgreich trotz Corona-Pandemie
Wie würden Sie Ihre Fair-Trade-Läden beschreiben?
Daniela: Unsere Geschäfte versuchen, die soziale und wirtschaftliche Situation der indigenen Gemeinden in Argentinien zu verbessern, denn sie werden systematisch benachteiligt. Wir halten uns an die wichtigsten Richtlinien des Fairen Handels: Transparenz, permanenter Dialog und faire Bezahlung. Wir begegnen den vielfältigen indigenen Gemeinden mit Respekt und freuen uns darüber, dass wir ihnen mit unseren Läden einen Ort bieten können, an dem sie ihre Handwerkskunst präsentieren können.
![Eine weibliche Person mit langen, gewellten Hellbraunen Haaren blilckt freundlich in die Kamera](/site/assets/files/24938/20201123_172002_q.480x0.jpg)
![Eine männlich gelesene Person im schwarzen T-Shirt hat die Arme vor der Brust verschränkt und lächelt in die Kamera.](/site/assets/files/24938/foto_perfil_sebas.480x0.jpg)
Welche Produkte werden in den Läden verkauft?
Sebastián: 90 Prozent unserer Produkte stammen aus indigenen Gemeinschaften aus dem Norden Argentiniens. Dabei handelt es sich um Kunsthandwerk wie Keramik, Taschen, Körbe und Textilien. Um mehr Abwechslung zu haben und Neukund*innen anzusprechen, bieten wir zusätzlich Bio-Lebensmittel und Produkte von kreolischen Kunsthandwerker*innen an.
Wie ist die Situation für die indigenen Handelspartner und Ihre Geschäfte seit der Corona-Pandemie?
Daniela: Die indigenen Gemeinden wurden nicht über die notwendigen Hygienemaßnahmen informiert. Das hatte dramatische Folgen, da viele von ihnen ohnehin in Armut leben und die Qualität der Gesundheitszentren sehr schlecht ist. Viele Gemeinschaften, mit denen wir in Kontakt sind, haben überdurchschnittlich hohe Infektionszahlen und beklagen zahlreiche Todesfälle.
Wir haben zum Glück einen Online-Shop, der uns geholfen hat, Menschen zu erreichen, die nicht mehr persönlich zu unseren Geschäften kommen können. Auf diese Weise haben wir den Umsatz trotz der Pandemie-Situation gesteigert. Die Corona- Krise hat uns in vielerlei Hinsicht gebremst, aber wir konnten sie auch nutzen, um den Online-Verkauf und das Marketing zu stärken.
Wie war die Situation des Fairen Handels in Argentinien vor Ausbruch der Pandemie?
Sebastián: Die wirtschaftliche Situation in Argentinien ist in den letzten Jahren nicht die Beste. Die Kaufkraft der Bevölkerung hat sich verschlechtert, so dass nicht lebensnotwendige Anschaffungen reduziert wurden. Generell ist der Faire Handel in Argentinien nicht sehr verbreitet.
Machen Sie Bildungsarbeit und politische Kampagnen?
Daniela: Bildungsarbeit gehörte von Anfang an zu unserem Konzept. In den 1990er Jahren war die Förderung von kulturellem Austausch in Bildungseinrichtungen eine der Hauptaktivitäten. Nach wie vor vermitteln wir Wissen über die Bedeutung eines Lebens in einem multi-ethnischen Land und sensibilisieren für Respekt gegenüber den verschiedenen Kulturen, die uns umgeben.
Im Politikbereich war die Gründergeneration von „Arte y Esperanza“ daran beteiligt, dass die Rechte der indigenen Bevölkerung in die Reform der nationalen Verfassung im Jahr 1994 aufgenommen wurden. Wir stehen seit vielen Jahren im engen Dialog mit den wechselnden Regierungen und ihren Ministerien. Aktuell setzen wir uns dafür ein, dass die bürokratischen Auflagen für die Kunsthandwerker*innen reduziert werden und sie dann besser wirtschaften können. Es ist für sie sehr schwer, die komplizierten steuerrechtlichen Vorgaben zu erfüllen.
Das Interview führte Stefan Diefenbach (Weltladen Frankfurt Bornheim).
Redaktion: Nadine Busch (Weltladen-Dachverband)