
Weltläden unterstützen Handelspartner in der Corona-Krise
In Areguá, nahe der Hauptstadt Asunción, betreiben die neun Mitglieder des Vereins Asociación de joyeros de Valle Puku ihre Werkstatt. Die Silberschmiede stellen dort filigranen Schmuck her, für den die Region bekannt ist. Er wird über die Fair-Handels-Organisation Filigrana Schmuck unter anderem in Weltläden in Deutschland verkauft.
Unterstützt werden die Silberschmiede vom Kulturverein Estación A, der mit rund 150 Kunsthandwerker*innen zusammenarbeitet. Estación A engagiert sich für eine solidarische Ökonomie und ist seit 2014 Mitglied der World Fair Trade Organization (WFTO). Deren zehn Prinzipien des Fairen Handels stellen die Arbeitsgrundlage des Vereins dar. So unterstützt Estación A die Künstler*innen zum Beispiel durch Fortbildungen, die Bereitstellung von Werkzeugen und die Vermarktung ihrer Produkte.
Einkommen fast komplett weggebrochen
Der Schmuckverkauf stellt für die Silberschmiede oftmals die einzige Einkommensquelle dar. Die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie haben sie daher schon im Frühjahr 2020 hart getroffen: Geschäfte waren geschlossen und Tourist*innen sind ausgeblieben. Außerdem brachten staatliche Unterstützung oder andere Absicherungssysteme kaum Hilfe. Seit Oktober 2020 ist der Flughafen wieder geöffnet. Doch die Tourist*innen, eine wichtige Einnahmequelle, fehlen gänzlich. Der Export nach Deutschland macht nur 20 Prozent der Einnahmen aus, so dass immer noch 80 Prozent fehlen. Hinzu kommt, dass in dieser Krise auch in Deutschland weniger Menschen Schmuck kaufen. Zu Redaktionsschluss Ende Januar 2021 war eine dauerhafte Entspannung für die Kunsthandwerker*innen noch nicht in Sicht.
aktion #fairwertsteuer unterstützt Handelspartner
So wie den Künstler*innen von Estación A geht es vielen Kleinproduzierenden weltweit. Teilweise steht die Produktion still, weil Rohstoffe fehlen, Mitarbeiter*innen können aufgrund von Ausgangssperren nicht arbeiten oder die Vermarktungswege sind durch Grenzschließungen abgeschnitten. Der Weltladen-Dachverband hat daher gemeinsam mit Partnerorganisationen Mitte 2020 die aktion #fairwertsteuer ins Leben gerufen: Weltläden haben dabei die reduzierte Mehrwertsteuer nicht an ihre Kund*innen weitergegeben, sondern in einen Fonds zur Unterstützung ihrer Handelspartner eingezahlt. Mehr als 360.000 Euro sind dabei bis Ende Januar 2021 zusammengekommen, die an 74 Partnerorganisationen in 24 Ländern weitergegeben wurden.
Auch die Silberschmiede haben rund 4.000 Euro aus dem Fonds der aktion #fairwertsteuer erhalten. Adalberto Mendieta, einer der Silberschmiede, berichtet:
„Das Geld hat uns sehr geholfen, unsere täglichen Haushaltskosten zu bezahlen und auch, um unsere Wasser- und Stromrechnungen zu begleichen. Wir grüßen alle, die uns unterstützt haben.“
Darüber hinaus haben die Künstler Material eingekauft, damit sie weiter produzieren und Einnahmen generieren können, sobald die Nachfrage wieder steigt. Daniela Skaruppe, die Inhaberin der Fair-Handels-Organisation Filigrana Schmuck, ergänzt: „Ich versuche, so viel wie möglich im Voraus zu bezahlen, damit die Kunsthandwerker ihre Familien versorgen können.“
Weltläden und ihre Partnerorganisationen haben mit der aktion #fairwertsteuer gezeigt, dass solidarisches Wirtschaften ihr Kernanliegen ist. Sie stehen fest an der Seite ihrer Handelspartner – gerade in Krisenzeiten.
Hier finden Sie ein Video über die Silberschmiede von Filigrana Schmuck.
Text: Christoph Albuschkat (Weltladen-Dachverband)