![Lisa Sauer und Elham Poolad im Weltladen Mainz.](/site/assets/files/16621/lisa_sauer_und_elham_poolad.1200x675.jpg)
Weltladen Mainz - Ein Ort der Integration und des Austauschs
Der Weltladen Mainz arbeitet mit Geflüchteten zusammen. Wie kam es dazu?
Sauer: Seit 2015 kamen vermehrt Geflüchtete nach Deutschland, auch nach Mainz. Für uns stellten sich neue Fragen: Wie positioniert sich der Weltladen in dieser Situation und welche Rolle kann der Faire Handel einnehmen? Gründe für Menschen, ihre Heimat zu verlassen, entstehen durch weltweite wirtschaftliche, ökologische, soziale und politische Zusammenhänge. Der Faire Handel der Weltläden zielt darauf ab, globale Verknüpfungen aufzuzeigen, individuelle Konsummuster zu reflektieren und strukturelle Ungerechtigkeiten zu verringern. Flucht und Migration sind auch abhängig von unserem Lebensstil, auch wenn es nicht immer leicht zu erkennen ist. Deshalb hat sich der Weltladen Mainz entschieden, hier einen integrativen Beitrag zu leisten. Menschen, die zu uns gekommen sind, wollen wir herzlich aufnehmen und eine positive Willkommenskultur leben.
Wie reagieren Kund*innen und Mitarbeiter*innen darauf?
Sauer: Wir haben ausschließlich positive Rückmeldungen bekommen. Vor allem die Mitarbeiter*innen, die als Pat*innen mit den Geflüchteten gemeinsame Ladenschichten übernehmen, empfinden die Zusammenarbeit als Bereicherung für sich selbst und den Laden.
Wie entsteht der Kontakt zu geflüchteten Menschen?
Sauer: Wir arbeiten eng mit lokalen Organisationen zusammen, die in der Flüchtlingshilfe tätig sind. Dadurch ist es sehr leicht, Interessierte zu finden. Bisher haben wir mit fünf jungen, motivierten und meist gut ausgebildeten Menschen zusammengearbeitet. Einige haben mit uns einen Einstieg in die deutsche Arbeitswelt gefunden und ihre berufliche Laufbahn fortgesetzt. Beispielsweise eine junge Pakistanerin, die als gelernte Pharmazeutin nun ein Praktikum bei einer Apotheke angefangen hat.
Was war Ihre Motivation im Weltladen mitzuarbeiten?
Poolad: Ich war auf der Suche nach Kontakten zu Deutschen, damit ich die Sprache und Kultur besser kennenlerne. Außerdem kannte ich den Weltladen und den Fairen Handel noch nicht. Ich war neugierig.
Was machen Sie im Weltladen konkret?
Poolad: Ich mache pro Woche zwei feste Verkaufsschichten. Neben dem Verkauf an der Kasse räume ich mit den Kolleg*innen Regale ein und bereite Heißgetränke für das Stehcafé zu. Die Mitarbeit im Weltladen ist gleichzeitig auch ein Sprachkurs, da ich die ganze Zeit viel mit Kolleg*innen und Kund*innen spreche. Alle sind hilfsbereit und sehr nett, so dass ich viel Spaß während meiner Schichten habe.
Das Interview führte Katja Voss (Freie Mitarbeiterin).
ZU DEN PERSONEN
Elham Poolad kam vor 2,5 Jahren aus dem Iran über die Türkei und Griechenland nach Deutschland. Vor ihrer Flucht betrieb die studierte Juristin ein kleines Geschäft mit Damenbekleidung. Das Praktikum im Weltladen bietet ihr die Möglichkeit, ihre Deutschkenntnisse zu verbessern und Selbstvertrauen für die weitere Berufslaufbahn zu gewinnen.
Lisa Sauer koordiniert das Projekt „Flucht, Migration und Fairer Handel“. Ziel ist es, Menschen für die Hintergründe von Flucht und Migration zu sensibilisieren und so einer unsolidarischen und kurzsichtigen Betrachtungsweise entgegenzuwirken. Der Weltladen hat verschiedene, kostenlose Bildungsangebote mit Geflüchteten entwickelt und ein Pat/innen-Programm mit den ehrenamtlichen Mitarbeitenden etabliert.
Infos und Kontakt: bildung@weltladenmainz.de, www.weltladenmainz.de.