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Namaste: Ein Geschäft für Fairen Handel in Delhi/Indien
Bitte beschreiben Sie Ihr Geschäft für Fairen Handel.
Die Organisation MESH (Maximising Employment to Serve the Handicapped) hat vor rund 40 Jahren ein kleines Geschäft für Fairen Handel in Delhi eröffnet. Dort findet die Kundschaft eine Auswahl unserer rund 2.000 Produkte. Wir verkaufen ausschließlich Non-Food-Artikel wie Schmuck, Taschen und Haushaltswaren. Unser Verkaufsschlager ist seit langem Kinderspielzeug. Übrigens gibt es in Indien rund 20 Geschäfte für Fairen Handel.
Wer stellt Ihre Produkte her?
Alle Produkte werden unter fairen Bedingungen von rund 1.000 Menschen mit Lepra oder anderen Behinderungen in Handarbeit hergestellt. Diese Menschen haben es in der indischen Gesellschaft nicht leicht. Sie werden vielfach gemieden, stigmatisiert und leben in separierten Siedlungen. Von dort aus haben sie kaum Möglichkeiten, ihre Waren zu verkaufen. Unsere Organisation wurde gegründet, damit diese Menschen, ihre Handwerks-Produkte vermarkten können. Wir freuen uns, dass sich die Situation der Betroffenen langsam verbessert und sie heutzutage weniger unter Stigmatisierungen leiden.
Wer kauft bei Ihnen ein?
Die Kundschaft ist zwischen 35 und 50 Jahre alt. Unsere Stammkund*innen haben immer einen gezielten Einkaufswunsch, sei es ein Schal oder eine Tasche. Vor allem Mütter mit ihren Kindern kommen zu uns auf der Suche nach Spielzeug. Sie wissen, dass sie bei uns einzigartiges Spielzeug finden, das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt und unser Spielzeug keine Gesundheitsrisiken für die Kinder birgt. Laufkundschaft haben wir kaum. Dazu ist unser Standort nicht attraktiv genug.
Was machen Sie, um das Bewusstsein für den Fairen Handel und Ihr Geschäft zu erhöhen?
Wir glauben, dass junge Menschen eine wichtige Rolle spielen. Wenn sie den Mehrwert des Fairen Handels kennen, können sie als Multiplikator*innen ihr Umfeld und somit auch ihre Eltern beeinflussen. Eltern mit entsprechendem Geldbeutel werden dann vielleicht unsere zukünftige Kundschaft. Unser Mitarbeiter Gabriel ist viel in Schulen unterwegs und bietet dort Vorträge und Workshops an. Außerdem sind wir medial auf Instagram, Facebook und Twitter präsent, informieren die Kundschaft über Produktneuheiten und nehmen an Verkaufsmessen teil.
Das Interview führte Katja Voss (Freie Mitarbeiterin).
ZUR PERSON
Mathew K.K. arbeitet als Geschäftsführer bei der Fair-Handels-Organisation MESH und leitet das Geschäft für Fairen Handel in der Hauptstadt Delhi. Der Großteil der Produkte wird exportiert und von Contigo, El Puente und WeltPartner in Deutschland vertrieben.
MESH in der Corona-Krise
In Indien gab es seit dem Frühjahr strikte Ausgangssperren. Das öffentliche Leben wurde stark eingeschränkt. Das Geschäft und die Werkstätten von MESH mussten geschlossen werden. Aufgrund der Ausgangssperren verzögerte sich die Auszahlung der Löhne. Daher waren viele Produzent*innen bei MESH auf Lebensmittelspenden der Regierung angewiesen. Einige von ihnen konnten ihre Nähmaschinen mit nach Hause nehmen, um Baumwoll-Masken herzustellen. So konnten die Näher*innen ihre Fähigkeiten in der Krise einsetzen, um anderen zu helfen und sich ein geringes Einkommen sichern. „Am Ende werden wir nicht gegen das Virus kämpfen, sondern für den Lebensunterhalt“, sagt Jacky Bonney von MESH. Denn trotz aller Bemühungen ist das Familieneinkommen für viele Menschen auf Null gesunken, weil niemand aus der Familie der regulären Arbeit nachgehen kann.
Stand: Mai 2020
Quellen: Blogs von El Puente und WeltPartner