![Innenansicht des Geschäfts in Shizuoka](/site/assets/files/19912/teebom.1200x675.jpg)
Ein Geschäft für Fairen Handel in Shizuoka/Japan
Es ist 15 Quadratmeter groß und liegt in einer guten Einkaufslage in der Innenstadt. Der Name stammt aus Sri Lanka und bedeutet so viel wie „Lass uns eine Tasse Tee trinken“.
Welche Bedeutung hat der Faire Handel in Japan?
In Japan ist der Begriff „Fairer Handel“ zwar meist bekannt, aber was sich dahinter verbirgt, wissen nur sehr wenige Japaner*innen. Der Verkauf von fair gehandelten Produkten ist verhältnismäßig gering. Der meiste Umsatz wird in Tokyo gemacht. Es gibt nur sehr wenige kleinere Städte, in denen man fair gehandelte Waren kaufen kann. In Kaufhäusern gibt es nur zum Valentinstag fair gehandelte Schokolade. Wir Inhaber*innen von solchen Fairhandelsgeschäften sind immer noch dabei, das Bewusstsein für Fairen Handel zu schaffen. Meist im persönlichen Gespräch, aber auch durch Veranstaltungen. Ich selber werde immer wieder vom lokalen Radio eingeladen, um über Fairen Handel zu berichten.
Was war Ihre Motivation, ein Geschäft für Fairen Handel zu gründen?
Mit Ende 20 war ich als Freiwillige in Sri Lanka in einem kleinen Dorf. Dort habe ich gemeinsam mit den Frauen verschiedene Stoffwaren hergestellt und verkauft. Die Frauen haben dadurch ihren Lebensunterhalt finanziert. Später habe ich erfahren, dass andere Unternehmen die Produkte kopiert haben und die Frauen nur noch sehr wenig Geld für ihre selbst hergestellten Stoffwaren bekamen und damit wieder um ihren Lebensunterhalt kämpfen mussten. Das hat mich sehr schockiert und jahrelang nicht losgelassen. Später habe ich auf einer Thailand-Reise das erste Mal vom Konzept des Fairen Handels gehört. Ich habe dann „Fair Trade“ in Samoa studiert und anschließend noch „Business“ in Australien, damit ich in Japan ein gut laufendes Fairhandelsgeschäft aufbauen konnte. Hier in meinem Laden kann ich nun auch die Produkte aus dem Dorf in Sri Lanka verkaufen.
Was für ein Konzept steckt hinter „Teebom“?
„Teebom“ zeichnet sich besonders durch den selbst gerösteten Kaffee und das Teeangebot aus. Aber auch bei anderen Lebensmitteln achte ich sehr auf gute Qualität und hervorragenden Geschmack. Außerdem ist es mir wichtig, gute Beziehungen zu meinen Kund*innen zu haben, indem ich sie beispielsweise individuell berate.
Was für Produkte gibt es bei Ihnen zu kaufen?
Lebensmittel wie Kaffee, Tee, Schokolade und Gewürze, aber auch Kleidung, Taschen und Accessoires. Viele meiner Produkte habe ich mit Produzent*innen zusammen entwickelt.
Wonach wählen Sie die Lieferanten bzw. Produzent*innen aus?
Am Anfang habe ich über die World Fair Trade Organization (WFTO) viele Kontakte bekommen. Mittlerweile kenne ich selbst viele Produzent*innen zum Beispiel in Indien, Sri Lanka, Peru und Ghana, von denen ich direkt bestelle. Die Projektleiter*innen kommen mich gelegentlich besuchen und gemeinsam schauen wir uns den Geschmack und die Vorlieben der Japaner*innen an und überlegen, welche neuen Produkte sich gut in Japan vermarkten lassen.
Das Interview führten Nadine Busch (Redaktion) und Martina Süßmuth (Kontakt vor Ort und Übersetzung).
Zur Person
Nahoko Imai, 52, betreibt seit acht Jahren das Geschäft für Fairen Handel „Teebom“.