Gewinnung neuer Mitarbeiter*innen
Wer neue Mitarbeiter*innen gewinnen will, muss attraktiv und aktiv sein. Als erster Schritt empfiehlt sich eine Bedarfseinschätzung und Analyse:
- Welches Selbstverständnis hat unser Laden, welches Bild wollen wir in der Öffentlichkeit vermitteln? Für welche Aufgaben werden neue Leute gesucht?
- Inwieweit passt das mit den Motiven der meisten Freiwilligen zusammen (anspruchsvolles, selbstbestimmtes Engagement auf Zeit mit Kompetenzgewinn...)?
- Wie können große Aufgaben in "überschaubare Tätigkeitsfelder" zerlegt werden, die dann gezielt beworben werden?
- Welchen zeitlichen Umfang haben die Aufgaben, für die Unterstützung gesucht wird?
- Welche Erfahrungen und Kompetenzen werden für die Aufgaben erwartet?
- Wie kann die Einarbeitung, Begleitung und Aus- und Fortbildung für Neueinsteiger*innen organisiert werden?
All diese Fragen sollten innerhalb der Weltladengruppe schon vor der Anwerbung neuer Freiwilliger geklärt sein. Ein sinnvoller nächster Schritt ist der Entwurf einer Werbung oder auch Stellenanzeige: Für welche Aufgaben werden Menschen gesucht, was bietet der Weltladen und was wird von den neuen Ehrenamtlichen erwartet? Eine gezielte Suche und eine zielgruppenspezifische Ansprache sind erfolgversprechender als ein allgemeiner Aufruf.
Wo und wie Mitarbeiter*innen gesucht werden, hängt von den örtlichen Gegebenheiten ab. Manche Weltläden haben mit Einladungen zu einem Kennenlernabend, der in der örtlichen Presse angekündigt wurde, gute Erfahrungen gemacht. Andere hatten mit Anzeigen im Gemeindebrief Erfolg. Auch ein freundlicher Hinweis am/im Weltladen selbst kann den gewünschten Erfolg bringen. Weltläden, die einen Umzug für wichtig halten, aber mangels genügend freiwillig Engagierter immer vor sich herschieben, sollten dieses Projekt gezielt für die Werbung neuer Mitarbeiter*innen nutzen: Kaum etwas ist attraktiver, als die eigene Kreativität in ein neues Projekt zu stecken und in absehbarer Zeit einen sichtbaren Erfolg vorzeigen zu können – z.B. den neuen Laden.
Mittlerweile gibt es in vielen Orten auch "Freiwilligenbörsen" oder "-agenturen". Mit gezielten Stellenanzeigen sind dort auch oft Spezialkenntnisse abrufbar (Buchhaltung, Computerkenntnisse, Dekoration etc.). Nichts ersetzt aber die persönliche Ansprache von Freund*innen, Bekannten und Stammkund*innen. Die beste Werbung leisten nämlich Ehrenamtliche, die begeistert von ihrer Arbeit erzählen und attraktive Weltläden, in denen die Mitarbeit Spaß macht. O-Töne der Motivationen von Ladenmitarbeiter*innen mit Fotos sind übrigens auch eine gute Werbung auf Faltblättern, Plakaten und im Internet.
Und um gleich noch einem Missverständnis zu begegnen: Für die Arbeit im Weltladen wird nicht irgendwer gesucht, und das Weltladenteam ist auch nicht froh über alle, die kommen. Das mag elitär klingen, gilt aber für jede Gruppe, die etwas erreichen will. Die Arbeit in einem Weltladen ist anspruchsvoll: Es werden Menschen gesucht z.B. für eine freundliche Kund*innenkommunikation, eine attraktive Schaufenstergestaltung, die Betreuung der Computer und des Kassensystems, die Buchhaltung, politische Aktionen, die Werbung und und und. Die Erfahrung zeigt: Wenn der (hohe) Anspruch Freiwilliger schon vorher klar ist, kommen meist "die Richtigen". Die Messlatte sollte also ruhig ein bisschen höher gelegt werden. Denn niemandem ist mit "unpassenden" Mitarbeiter*innen geholfen, die nicht zur Gruppe passen und am Ende mehr Arbeit machen als sie einbringen.
Vor der Einarbeitung steht deshalb als letzter Schritt der Gewinnung das "Erstgespräch".
Viele Fair-Handels-Berater*innen bieten Seminare zum Thema "Neue Mitarbeiter*innen gewinnen" an. Dort vermitteln diese mehr über die Attraktivität von Weltläden, den Wandel des Ehrenamts und Tipps und Tricks, wie Menschen für die Mitarbeit im Weltladen begeistert werden können.
Stand: 2020
Quelle
Weltladen-Dachverband (2015): Grundkurs Weltladen. Modul 7 “Ladenorganisation”.