Kund*innen
Um mehr über seine Kund*innen zu erfahren und daraus eigene Zielgruppen abzuleiten, hat ein Weltladen verschiedene Möglichkeiten.
Neukund*innen
Eine bewährte Methode zur Sichtung potenzieller Weltladenkund*innen ist die Konkurrenzanalyse. Hier geht die einfache Überlegung voraus, dass Menschen, die allgemein interessiert am Kauf fair gehandelter Waren sind, auch potentiell für Weltläden interessante Kund*innen darstellen. Somit stellt sich die einfache Frage: Wo und was kaufen Menschen in unserer Stadt sonst noch fair ein?
Bisherige Anlaufstellen für zukünftige Weltladenkund*innen können sein:
- Discounter
- Supermärkte
- andere Fachgeschäfte
Während für fair gehandelte Lebensmittel vor allem Discounter und Supermärkte als Konkurrenten der Weltläden zu betrachten sind, sollte eine Konkurrenzanalyse im Non-Food-Bereich diejenigen lokalen Einzelhändler einschließen, welche ähnliche Produkte, ob fair gehandelt oder nicht, anbieten und sich dabei in ähnlicher Lage wie der Weltladen befinden. Dies können zum Beispiel sein:
- Textilfachgeschäfte
- Geschenkläden
- Multikulti-/Ethno Shops
- Fachgeschäfte für Kunsthandwerk
- Naturkost + Bioläden
- Kaffeeläden (Tchibo, Dallmayer etc.)
- Body Shops
- Internet
Bio + fair Bewusstes Einkaufen bedeutet für viele Menschen, sich mit der Herkunft und Qualität des Produktes auseinanderzusetzen. Dies gilt einerseits für soziale Kriterien, wie sie im Fairen Handel niedergelegt sind. Andererseits bedeutet es auch die Auseinandersetzung mit biologischer Produktion, Vermeidung von Pestiziden und anderen Schadstoffen in Produkten. Generell zeigt sich daher, dass es eine starke Schnittmenge zwischen Kund*innen von biologischen Produkten und Kund*innen von Produkten aus Fairem Handel gibt.
Viele fair gehandelte Produkte sind zugleich biologisch produziert und damit potentiell interessant für diese Zielgruppe. Für Weltläden stellt sich also nicht nur die Frage, wo und warum kaufen Menschen in der Umgebung sonst noch fair. Sie sollten ebenso reflektieren, wer wo BIO einkauft.
Zentrale Fragen
Grundsätzlich ist wichtig, dass Weltladen-Mitarbeiter*innen ihre eigene Position in der Relation zu den Anbietern reflektieren und hinterfragen, was potentielle Kund*innen zu diesen anderen Anbietern hinzieht, was der Weltladen diesen Kund*innen an Mehrwert anbieten kann und wie dies an die Kund*innen kommuniziert werden sollte. Zentrale Fragen bei der Analyse der Konkurrenz sind für den Weltladen also:
Was kauft | Welche Produkte/Angebote werden gemacht? Können wir als Weltladen diese Produkte auch anbieten? |
Wer | Sprechen wir diese Zielgruppe bisher schon an? |
Wo | Welche Anbieter und welches Einkaufsambiente bevorzugen potentielle Kund*innen bislang? Und warum? |
Aus welchem Anlass | Haben wir diese Themen und Anlässe bislang schon nach außen beworben? |
Zu welchem Preis | Wie sind die preislichen Unterschiede? Womit sind höhere oder niedrigere Preise begründet? Werden diese Ursachen erkennbar und glaubhaft an die Kund*innen weitervermittelt? |
Warum | Sind diese Angebote attraktiver als die des Weltladens? Sind sie schöner präsentiert, bekannter durch die stärkere Bewerbung? Sind sie leichter erreichbar bzw. beschaffbar? |
Kontaktstellen
Auch lohnt es sich für Weltläden immer, auf bereits bestehende soziodemographische Daten über die Kund*innen am Standort zurückzugreifen. Kein Weltladen wird die Zeit und die Ressourcen investieren können, ein Sozialprofil seines Umfeldes zu erstellen. Hier hilft der Kontakt zu Stellen, welche über die dennoch wichtigen Daten bereits verfügen. So kann sich der Weltladen wenden an:
Citymanager*in, Städtische Wirtschaftsförderung, IHK Citymanager*innen und städtische Wirtschaftsförderungen stellen neben Strukturdaten zur Wirtschaft auch zahlreiche weitere Informationen zur Verfügung wie zum Beispiel Einzelhandelsführer und Wohnmarktindikatoren etc. Für den ansässigen Weltladen sind dabei insbesondere die Daten zur Kaufkraftverteilung sowie die Informationen über privaten Konsum, aber auch Daten zur örtlichen Einzelhandelsstruktur interessant. In ähnlicher Weise können von der örtlichen Industrie- und Handelskammer Firmenauskünfte eingeholt werden, welche Aufschluss über das Einkaufsverhalten vor Ort geben.
Städteranking In welchem Umfeld leben meine Kund*innen und in welchem Umfeld spreche ich sie an? Antworten auf diese Frage finden Weltläden auch in den Städterankings. Hier gibt es unterschiedliche Anbieter, welche jeweils unterschiedliche Schwerpunkte setzen. Ein Beispiel ist das Städteranking der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft. Das Ranking setzt sich zusammen aus einem Niveau-Ranking (IST Zustand) und einem dynamischen Ranking, welches die Entwicklung misst.
Immobilienscout 24 Weitere Hinweise liefert zum Beispiel das Immobilienportal Immobilienscout 24, in dem Eckdaten zu Alter, Haushaltsgröße, Arbeitssituation und Kinderzahl von Haushalten für zahlreiche Wohngebiete abzurufen sind.
Stammkund*innen
Nicht nur die Beschäftigung mit neuen Kund*innen ist für Weltläden wichtig. Ebenso sollte der Weltladen sich mit den Stammkund*innen, Gelegenheitskäufer*innen und Impulskäufer*innen auseinandersetzen. Käufer*innen, die bereits im Laden erscheinen, können dabei wesentlich besser nach ihren Eindrücken und Wünschen befragt werden, als potentielle Kund*innen, deren Merkmale nur indirekt über oben genannte Kanäle festgestellt werden können.
Drei grundsätzliche Optionen ergeben sich für Weltläden:
- Kund*innenbeobachtung (Laufwege, Produktkontakte visuell + haptisch, Hotspots im Weltladen, Einkaufsvorliebe und Volumina, Einkaufszeiten...)
- Kund*innenstammdaten (Anrede, Vorname, Nachname, PLZ, Ort, E-Mail, Telefonnummer)
- Kund*innenbefragung (Erkenntnisziele: Einzugsgebiet der Kund*innen, Erreichbarkeit des Ladens, Ladengestaltung, Service und Information, Produktbreite und Präsentation...)
Stand: 2020
Quelle
DEAB – Dachverband Entwicklungspolitik Baden-Württemberg e.V. (2010): QualiFair Aufbaukurs Weltladen. Qualifikation für Fach- und Führungskräfte im Fairen Handel. Modul “Marketing im Weltladen” (Kai Diederich).