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Naturland Fair

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Naturland Fair ist das Fair-Handels-Siegel des Anbauverbandes Naturland. Es wurde 2010 eingeführt.

Das Siegel basiert auf den 10 Prinzipien des Fairen Handels der WFTO und den Kerngrundsätzen der Fair-Handels-Organisationen, wie sie in der Charta des Fairen Handels formuliert sind.

Grundlage der Naturland Fair-Zertifizierung ist in jedem Fall eine gültige Naturland Öko-Zertifizierung – Naturland Fair ist damit eine freiwillige Zusatzqualifizierung für Naturland-zertifizierte Erzeuger, Verarbeiter und den Handel. Ziel der Zertifizierung ist es, mehr Naturland-Mitgliedern weltweit den Zugang zu den Wertschöpfungsmärkten und effizienteren Handelswegen zu ermöglichen.

Die Bezeichnung "Naturland Fair-Zertifizierung" wird als Überbegriff sowohl für die Zertifizierung ganzer Unternehmen als auch für die Zertifizierung einzelner Naturland-Produkte im Rahmen einer Fairen Handelsbeziehung verwendet. Das Naturland Fair-Zeichen kennzeichnet in beiden Fällen die Produkte. Die Zusatzbezeichnung "Naturland Faire Partnerschaft" ist ausschließlich Naturland-Erzeugern und -Verarbeitern vorbehalten, die als gesamtes Unternehmen zertifiziert sind.

Der Faire Handel bezieht sich Naturland zufolge auch auf das Wirken und die Motivation eines Unternehmens generell: gegenüber seinen Lieferanten (den Bäuerinnen und Bauern), den Handelspartnern, den eigenen Mitarbeiter*innen sowie der Gesellschaft. So kommt es bei weiterverarbeiteten Produkten nicht nur auf ökologische und faire Produktion der Rohstoffe an. Auch die Betriebe, die diese Rohstoffe weiterverarbeiten, müssen sich durch gesellschaftliches Engagement und transparente, ökologische und faire Unternehmensgrundsätze auszeichnen, um das Naturland Fair-Siegel tragen zu dürfen. Dies spiegelt sich in den Richtlinien wieder.

Richtlinienanforderungen

Folgende sieben Richtlinienanforderungen müssen fair zertifizierte Naturland-Mitglieder und -Partner erfüllen:

  • Soziale Verantwortung - wie z.B. gerechte Bezahlung, Versammlungsfreiheit, Einhaltung der Menschenrechte und keine Kinderarbeit
  • Verlässliche Handelsbeziehungen - Langfristige, respektvolle Zusammenarbeit mit allen Handelspartnern, incl. Jahres- und Mengenplanung. Vorfinanzierung von bis zu 60 % des Bestellvolumens.
  • Faire Erzeugerpreise - Partnerschaftliche Preisfindung zur Deckung der Produktionskosten und ein angemessener Gewinn für Zukunftsinvestitionen. Vereinbarungen zur Zahlung eines Fairen Preises dürfen nicht benutzt werden, um Preise bei anderen vertraglichen Vereinbarungen zu drücken. Mindestens Zahlung des international definierten Fairtrade-Mindestpreises, ansonsten Marktpreis zzgl. 10 %. Zahlung von Fair Prämien zur Finanzierung von Maßnahmen im Sozial-, Bildungs-, Gesundheits- bzw. Umweltbereich.
  • Regionaler Rohstoffbezug - Vorrang für Betriebsmittel und Rohstoffe aus der Region (mind. 80 %, sofern verfügbar). Der Förderung von Erzeuger*innen aus "wirtschaftlich benachteiligten Regionen" kann gegenüber der Regionalität Vorrang gewährt werden.
  • Gemeinschaftliche Qualitätssicherung - Vertrauensvolle Zusammenarbeit der Handelspartner, auch im Problemfall.
  • Gesellschaftliches Engagement - Überdurchschnittliches gesellschaftliches Engagement der Unternehmen: z.B. Investition in Arbeitsplätze für Benachteiligte, Förderung von Umwelt-, Sozial-, Gesundheits-, Kultur- und Bildungsprojekten. Zudem Vorrang für Kleinbäuer*innen und Stärkung der Erzeugerorganisationen ("Capacity Building") in wirtschaftlich benachteiligten Regionen.
  • Unternehmensstrategie und Transparenz - Fair-Gedanke im Leitbild und schriftliche Dokumentation der Umsetzung. Offenlegung von Preisbildung, Herkunft der Rohstoffe, Abläufe, aber auch Firmenbeteiligungen.

Produktzertifizierung

Unternehmen wird für eine Entwicklung in Richtung Unternehmenszertifizierung die Naturland Fair Zertifizierung einzelner Produkte angeboten. Ein Produkt kann Naturland Fair-zertifiziert werden, sobald der Anteil der Rohstoffe aus fairen Handelsbeziehungen über 50 % (Trockengewicht) im Produkt beträgt und die übrigen Rohstoffe nachweislich nicht in Fair-Qualität verfügbar sind. Die Produkte können mit dem Naturland Fair-Zeichen ausgelobt werden. Ziel ist die Herstellung aus 100 % Naturland Fair-zertifizierten Rohstoffen. Unternehmen, die nur einzelne Produkte Naturland Fair-zertifizieren, dürfen in ihrer Außendarstellung nicht auf "Naturland Faire Partnerschaft" hinweisen.

Unternehmenszertifizierung

Neben der Zertifizierung einzelner Produkte bietet Naturland Fair auch die Möglichkeit, ein ganzes Unternehmen zu zertifizieren. Die Naturland Öko-Richtlinien setzen generell das Prinzip der Gesamtbetriebsumstellung um. Ziel ist deshalb, auch im Falle einer Fair-Zertifizierung das gesamte Unternehmen umzustellen. Zertifizierte Partner dürfen das Naturland Fair-Zeichen verwenden und in ihrer Außendarstellung auf die Zertifizierung "Naturland Faire Partnerschaft" hinweisen. Dabei können Verarbeiter, Erzeuger*innen Organisationen und Einzelerzeuger*innen Naturland Fair-Partner werden. Erzeuger*innen-Organisation sind:

  • Erzeuger*innen-Gemeinschaften (Genossenschaften, Kooperativen, etc.), welche die Produkte ihrer Mitglieder gemeinschaftlich vermarkten, Firmen mit Erzeuger*innen im Vertragsanbau (z.B. Kleinbäuer*innen) und
  • landwirtschaftliche Betriebe, Plantagen, o.ä. mit Beschäftigten.

Die zwei Voraussetzungen für eine Unternehmenszertifizierung "Naturland Faire Partnerschaften" sind:

  • Mindestens 70 % der Produkte des Gesamtsortiments werden nach den Naturland Fair-Richtlinien erzeugt, verarbeitet bzw. gehandelt.
  • Naturland Fair-zertifizierte Rohwaren machen mindestens 70 % des Rohwaren- Nettoeinkaufswertes aller Produkte aus, oder mindestens 70 % des Netto-Gesamtumsatzes des Unternehmens wird durch Naturland Fair-zertifizierte Produkte generiert.

Für den restlichen Anteil der Rohstoffe muss der Nachweis erbracht werden, dass dieser nach der Naturland Fair-Prioritätenliste nicht in Fair Qualität verfügbar ist.

Siegelvergabe

Die Nutzung des Naturland Fair-Zeichens ist im Rahmen einer zu treffenden Lizenzvereinbarung mit der Naturland Zeichen GmbH geregelt.

Geographische Reichweite

Naturland ist ein internationaler Anbauverband – entsprechend beziehen sich auch die Naturland Fair-Richtlinien auf Erzeuger*innen weltweit. Die Reichweite von Naturland Fair beinhaltet damit auch Erzeuger*innen aus "dem Norden" (OECD-Länder). So gehörte die Molkereigenossenschaft Berchtesgadener Land (Milch und Milchprodukte) zu den ersten Naturland-Mitgliedern, die 2010 mit dem neu eingeführten Siegel ausgezeichnet wurden – neben Heiveld/Südafrika (Rooibostee) und Urocal/Ecuador (Bananen).

Dabei wird bei den Richtlinien ggf. differenziert: Einige Richtlinienunterpunkte gelten nur für Erzeuger*innen bzw. Produkte aus Afrika, Asien, Lateinamerika und anderen wirtschaftlich benachteiligten Regionen der Welt (z.B. Vorfinanzierung). Bei der Festlegung orientiert sich Naturland ebenso wie Fairtrade an der Länderliste der OECD (DAC List of ODA Recipients), die festlegt, für welche Länder Zahlungen als öffentliche Entwicklungshilfe anerkannt sind. In besonderen Fällen und auf Antrag können diese spezifischen Richtlinien auch bei benachteiligen Erzeuger*innen aus anderen Ländern umgesetzt werden.

Entwicklung der Richtlinien

Da nur Naturland-Mitglieder zertifiziert werden können, besteht über die Mitgliedschaft gleichzeitig eine direkte Partizipation an allen Entscheidungen. Die Naturland Fair-Richtlinien werden in der Richtlinienkommission erarbeitet, die alle drei Jahre von der Delegiertenversammlung gewählt wird. Sie hat die Aufgabe, die Naturland-Richtlinien zu erarbeiten und fortzuentwickeln. Die Kommission bestellt Arbeitsgruppen mit fester oder wechselnder Besetzung, deren Mitglieder sich durch besondere Fachkenntnis auszeichnen. Die Richtlinienhoheit – also die Entscheidungskompetenz über Richtlinien und deren Änderungen – liegt bei der Delegiertenversammlung.

Kontrolle

Inspektionen erfolgen über externe, anerkannte Kontrollstellen (z.B. auch IMO), Naturland führt die Zertifizierung nicht selbst durch. Standardsetzung und Kontrolle sind dadurch vollständig getrennt. Dabei besteht die Möglichkeit, die Öko- und Fair-Kontrolle kombiniert über eine Kontrollstelle abzuwickeln, was Aufwand und Kosten gegenüber einer getrennten Kontrolle minimiert. Naturland akzeptiert deshalb auch eine vorhandene Fairtrade-Zertifizierung nach Prüfung relevanter Zertifizierungsunterlagen (Fall-zu-Fall-Entscheidung).

Die Anerkennungskommission bzw. ihre Unterkommissionen entscheiden auf Grundlage der Kontrollberichte über die Zertifizierung der Betriebe. Die Naturland-Vertragspartner erhalten bei positivem Bescheid jährlich ein Zertifikat und einen Zertifizierungsbescheid.

Stand: September 2023


Zum Weiterlesen

2021 Nauturland-Fair-Factsheet

2019 Naturland-Fair-Richtlinien

www.naturland.de Naturland Fair @youtube

Quelle: Wiki-Artikel „Naturland Fair“ von Weltladen-Dachverband e.V. unter einer CC BY 4.0-Lizenz

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Stand: 10/2022

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