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Fairer Handel im Norden

Laut der internationalen FINE-Definition setzt sich der Faire Handel "insbesondere" für Produzent*innen und Arbeiter*innen aus den Ländern des Südens ein. Seit einigen Jahren diskutiert die internationale Fair Handels-Bewegung jedoch auch über "Fairen Handel im Norden".

In den Anfängen des Fairen Handels zielten die Bemühungen darauf ab, die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen in den sogenannten "Entwicklungsländern" zu verbessern. Die Produkte im Weltladen kamen aus Afrika, Asien und Lateinamerika. Die Trennlinien zwischen Arm und Reich ließen sich noch relativ leicht entlang geographischer Grenzen ziehen. Jahrzehnte später wird die Kluft zwischen Arm und Reich jedoch auch "im Norden" immer tiefer, weltweit gibt es zugleich sehr privilegierte und stark benachteiligte Bevölkerungsgruppen. Die Gewinner*innen und Verlierer*innen der Globalisierung sortieren sich nicht mehr entlang geographischer Grenzen.

Das klassische Schema, das Produkte in den Ländern des Südens hergestellt und über den Fairen Handel im "Norden" verkauft werden, ist somit obsolet. Auch deshalb, weil viele Handelspartner*innen einen steigenden Anteil ihrer Produktion im eigenen Land bzw. Nachbarländern verkaufen – seit einigen Jahren entwickelt sich ein intensiver fairer Süd-Süd-Handel.

Auf der anderen Seite werden auch Erzeuger "im Norden" von politischen, ökonomischen oder anderen Faktoren auf dem Markt benachteiligt und in ihrer Existenz bedroht. So gab es bereits in den 1990er-Jahren in Weltläden beispielsweise Wein aus Südfrankreich oder Kräutertee aus dem österreichischen Waldviertel. Für einen Teil der Weltläden ist es seit Jahren selbstverständlich, im Sinne einer "anderen Wirtschaft" mit Initiativen vor Ort oder in Europa zusammen zu arbeiten, z.B. mit lokalen Bio-Erzeugern, Behindertenwerkstätten oder kleinen Genossenschaften. Einige Importeure haben Produkte mit europäischem Ursprung im Sortiment, z.B. WeltPartner Produkte der italienischen Sozialkooperative Libero Mondo.

Mittlerweile wird das Konzept "fair" daher auch von Erzeuger*innen im Norden aufgegriffen, z.B. in der kleinbäuerlichen Milchwirtschaft angesichts eines Milchpreises, der die Produktionskosten nicht deckt. Im Jahr 2010 stellte Naturland sein Naturland Fair-Siegel vor: Ein Siegel, das Lebensmittel kennzeichnet, die anspruchsvolle Kriterien für ökologischen Anbau und Fairen Handel erfüllen – unabhängig vom Ursprungsland. Die ersten drei Produkte, die das Siegel trugen, waren ein Tee aus Südafrika, ecuadorianische Bananen und Milch von der Molkereigenossenschaft Berchtesgadener Land. Die GEPA nutzt diese Milch für ihre Schokoladen und erhöht damit den Fair-Handels-Anteil beispielsweise in Milchschokolade auf 100 %.

Die Mitglieder des Forum Fairer Handel haben diese Entwicklung intensiv diskutiert und kamen zu dem Schluss, dass nicht entscheidend ist, in welchem Land eine Produzent*innengruppe arbeitet, sondern unter welchen sozialen und ökonomischen Bedingungen. Somit können durchaus auch Produkte aus „dem Norden“ und selbst aus Deutschland als "fair gehandelt" bezeichnet werden. Im Fairtrade-System ist hingegen festgeschrieben, dass die Rohstoffe der Produkte, die das Fairtrade-Siegel tragen, aus einem sogenannten "Entwicklungsland" kommen müssen. Das Kriterium der Einstufung ist, ob das Land ein Empfängerland offizieller Entwicklungshilfe ist.

In der Konvention der Weltläden gibt es in Ergänzung zur FINE-Definition seit Juni 2018 folgende zusätzliche Kriterien für Produzent*innen in Ländern des "Nordens" (angelehnt an die Kriterien, die auf der WFTO-Generalversammlung im November 2017 beschlossen wurden):

  • Es handelt sich um Kleinproduzent*innen bzw. eine Gruppe von Kleinproduzent*innen.
  • Es handelt sich um ökonomisch benachteiligte Produzent*innen oder Organisationen, die mit ökonomisch benachteiligten Produzent*innen zusammenarbeiten.
  • Lebensmittelproduzent*innen müssen eine gültige Bio-Zertifizierung vorweisen oder sich in der Umstellung auf Bio-Anbau befinden.
  • Es müssen zusätzliche sozio-ökonomische Möglichkeiten für wirtschaftlich benachteiligte Menschen entstehen.

Zum Weiterlesen

2019-07_FFH_Fairer-Handel-weltweit-im-Sueden-und-Norden.pdf 2018_WFTO Europe_Factsheet Northern Producers within WFTO.pdf

www.gepa-jetzt-faire-milch.de www.naturland.de/fairzertifizierung.html www.wfto.com

Quelle: Wiki-Artikel „Fairer Handel im Norden“ von Weltladen-Dachverband e.V. unter einer CC BY 4.0-Lizenz

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