Sortiment
Bei einem Sortiment handelt es sich um die Summe aller Waren, die ein Anbieter im Laufe einer Saison seinen Abnehmer*innen physisch anbieten will, wobei es gleichgültig ist, ob er die Güter selbst herstellt oder beschafft. Kurz gesagt: Das Sortiment sind alle im Weltladen präsentierten und gehandelten Produkte.
Das Sortiment orientiert sich an den Bedürfnissen der (potentiellen) Kund*innen. Der Informationsbedarf über die Kund*innen kann sich an folgenden Fragen orientieren:
- Wer kauft (Kaufakteure)?
- Was (Kaufobjekte)?
- Warum (Kaufmotive)?
- Wie (Kaufentscheidungsprozesse, Kaufpraktiken)?
- Wie viel (Kaufmenge)?
- Wann (Kaufzeitpunkt)?
- Wo (Einkaufsstättenwahl)?
- Mit welchem Ergebnis (Kund*innenzufriedenheit)?
Diese Fragen werden nie vollständig beantworten werden können, aber eine Annäherung ist wichtig, um das Sortiment bestimmen zu können. Bei Stammkund*innen können Sortimentswünsche in regelmäßigen Abständen abgefragt werden.
Sortimentspyramide
Eine Möglichkeit, das Sortiment zu strukturieren, bietet die so genannte Sortimentspyramide. Die in der folgenden Abbildung genannten Wareneinteilungen (am Beispiel Haushaltswaren) hilft, das Sortiment anhand immer geringerer Unterscheidungsmerkmale zu untergliedern. Mit einer Sortimentspyramide kann die Größe und Zusammensetzung eines Sortiments charakterisiert werden.
Sortimentsbreite und Sortimentstiefe
Kennzeichen von Sortimentsbreite:
- breit angelegtes Sortiment mit vielen Warenbereichen (z.B. Bekleidungstextilien, Heimtextilien, Schmuck, Lederprodukte, Haushaltswaren, Papierwaren, Lebensmittel) bzw. Themenbereichen (z.B. gedeckter Tisch, Grillparty, Frühlingsdeko, klimafreundliche Produkte)
- Kund*innen können ihren Bedarf verschiedenartiger Waren gleichzeitig decken
- aber: das Sortimentsprofil ist für die Kund*innen schwieriger zu erkennen
Kennzeichen von Sortimentstiefe:
- wenige Waren- bzw. Themenbereiche (allgemein ein Kennzeichen für Fachgeschäfte)
- größere Auswahl in einem Waren- bzw. Themenbereich, klares Sortimentsprofil
„Weniger ist mehr!“ Diese Empfehlung geht an die Weltläden als Fachgeschäfte für Fairen Handel – der Weltladen bietet ein tiefes Sortiment, zeigt somit den Verbraucher*innen ein klares Profil.
Warenbereiche und Themenbereiche
Die Bildung von Sortimenten kann nach Waren- bzw. Themenbereichen vorgenommen werden.
Warenbereiche unterscheiden sich nach:
- Herstellungsmaterialien (z.B. Lederwaren, Keramik, Speckstein)
- Rohstoffen (z.B. Kaffee, Tee, Honig, Wein)
- Herstellungsverfahren (z.B. Strickwaren)
- Gebrauch (z.B. Haushaltswaren, Bekleidungstextilien)
- Herkunftsland
Themenbereiche orientieren sich an:
- Jahreszeit (Saisonartikel)
- Bedürfnisarten (z.B. Gesundheit, Wellness, schöner Wohnen)
- Bedürfnisanlässen (z.B. Gartenfest, Hochzeit, Ostern, Geburtstage)
Empfehlung: Das Sortiment im Lebensmittelbereich nach Warenbereichen trennen (Kaffee, Tee etc.) und den Handwerksbereich nach Themenbereichen gliedern. Das schafft mehr Anlässe und Anregungen für die Kund*innen, Handwerksartikel zu kaufen.
Kernsortiment, Zusatzsortiment, Testsortiment und Saisonsortiment
Innerhalb einer Warengruppe bzw. eines Themenbereiches wird das Sortiment wie folgt gegliedert:
- Kernsortiment (Artikel sind länger (mind. ein Jahr) erhältlich)
- Zusatzsortiment (bei Sortimentstiefe, nur für eingeschränkte Zeit erhältlich)
- Testsortiment (erleichtert, die Kund*innenbedürfnisse zu definieren, bei positivem Testergebnis ins Kernsortiment übernehmen)
- Saisonsortiment (nur zu Weihnachten, Ostern etc. erhältlich)
Food-Sortiment
Ein hochwertiges Food-Sortiment bindet die Stammkund*innen, da es sich um Artikel handelt, die verbraucht und wieder neu gekauft werden. Wichtige Bereiche im Food-Sortiment sind:
- Kaffee
- Schwarz-, Grün- und Kräutertees
- Kakao und Vollrohrzucker
- Schokoladen-Produkte
- Brotaufstriche wie Honig und Fruchtaufstriche
- Nüsse und Trockenfrüchte
- Gewürze
- Säfte und Weine
Non-Food-Sortiment
Ziel eines jeden Weltladens sollte es sein, einen Umsatzanteil des Non-Food Sortiments von über 50 % des Gesamtumsatzes zu erreichen. Zum einen macht das Non-Food-Sortiment den Weltladen für viele Kund*innen erst interessant und der Weltladen profiliert sich dadurch auch gegenüber anderen Fair-Trade-Anbietern wie Supermärkten, Naturkostläden etc. Zum anderen erwirtschaftet der Weltladen mit dem Non-Food-Sortiment höhere Handelsspannen als mit dem Food-Sortiment.
Folgende Themenbereiche bieten sich für den Weltladen an:
- Kunsthandwerk
- Saisonartikel
- Heimtextilien
- Accessoires wie Taschen und Tücher
- Schmuck
- Keramik
- Musikinstrumente und CDs
- Papeterie
Fachkompetenz im Sortiment
Das Sortiment eines Weltladens stellt hohe Ansprüche an Beratung und Information im Laden. Ein Fachgeschäft für Fairen Handel muss die Kund*innen über die Qualität und Hintergründe der Produkte informieren können. Voraussetzung dafür ist ein gut geschultes Personal. So muss das Ladenpersonal befähigt werden, Informationen selbst oder über Hilfen (Produktinformationen der Lieferanten) an Kund*innen weiterzugeben. Dazu sollten regelmäßig Schulungen für das Verkaufspersonal zu folgenden Themen veranstaltet werden:
- Qualität und Verarbeitung der Lebensmittel
- Grundlagenkenntnisse über die wichtigsten Handwerksproduktgruppen
- Hintergründe zu Handelspartnern
- Umgang mit Kund*innen
Sortimentscontrolling
Neben der Attraktivität des Sortiments und der damit verbundenen Außenwirkung auf Kund*innen (Marketing) ist das Sortiment des Weltladens auch deshalb wichtig, weil es einen ganz zentralen Ansatzpunkt für ein betriebswirtschaftlich erfolgreiches Agieren darstellt. Eine professionelle Sortimentsgestaltung und Lagerhaltung entscheidet oft über Gedeih und Verderb von Handelsunternehmen. Um die betriebswirtschaftlichen Aspekte des Sortiments zu analysieren, spielen verschiedene Aspekte eine zentrale Rolle:
Quellen
Weltladen-Dachverband (2015): Grundkurs Weltladen. Modul 6 “Der Weltladen als Unternehmen”. DEAB – Dachverband Entwicklungspolitik Baden-Württemberg e.V. (2010): QualiFair Aufbaukurs Weltladen. Qualifikation für Fach- und Führungskräfte im Fairen Handel. Modul “BWL im Weltladen” (Jean-Marie Krier).