Fairer Handel als Bildungsbewegung
Die Bewegung des Fairen Handels entstand parallel in verschiedenen Ländern. In Deutschland begann die Geschichte des Fairen Handels rund um das Jahr 1970.
Der Faire Handel startete als Bildungsbewegung. Ziel war eine Veränderung im „reichen Norden“ mit der Strategie: Wir informieren die Menschen hier, dann wird sich ihr Bewusstsein verändern und kritisches Denken und politisches Handeln werden die Folge sein. Auf diese Weise sollten sich dann die Probleme im Globalen Süden lösen. Der Verkauf fair gehandelter Produkte hatte dabei vor allem einen symbolischen Charakter und Verkaufsgespräche wurden als Bildungsarbeit verstanden, mit dem Ziel, Menschen zu überzeugen und ihnen Wissen zu vermitteln.
Im Laufe der 1970er Jahre erhielt der Verkauf fair gehandelter Produkte zunehmend eine eigene Handlungsdimension. Die Lage in den Ländern des globalen Südens hatte sich nicht wie erhofft verbessert, sondern im Gegenteil sanken die Rohstoffpreise und es begann eine Öl- und Schuldenkrise. Die Handelspartner drängten auf mehr Absatz.
Bis Mitte der 1990er Jahre wurde in den Weltläden entwicklungspolitische Bildungsarbeit mit dem Ziel der Bewusstseinsbildung verfolgt. Doch es zeigt sich bis heute, dass allein das Wissen um Missstände keine (dauerhafte) Veränderung im Handeln bewirkt. Insbesondere der moralische Anspruch erreichte die Adressat*innen nicht. Durch diesen Erkenntnisgewinn und die wachsenden globalen Herausforderungen entwickelte sich das pädagogisch-didaktische Konzept des Globalen Lernens. Weltläden, die Basis-Bildungsarbeit oder Intensiv-Bildungsarbeit anbieten, orientieren sich am Globalen Lernen.
Stand: Dezember 2020
Quelle
Weltladen-Dachverband (2018): Warum wissen meine Eltern das eigentlich nicht\?