Basis-Bildungsarbeit
Weltläden erkennen Bildungsarbeit gemäß der Konvention der Weltläden als eine der drei Säulen der Weltladenarbeit an. Die Bildungsarbeit kann je nach Kapazitäten, Erfahrungen und Typ des Weltladens unterschiedlich intensiv ausgestaltet sein.
Weltläden bieten mindestens Basis-Bildungsarbeit an. Einer weiter ausgebauten, professionalisierten Intensiv-Bildungsarbeit sind keine Grenzen gesetzt.
Basis-Bildungsarbeit
Basis-Bildungsarbeit eignet sich vor allem für den Typ "kleiner Weltladen" (gem. 3-Stufen Modell des Weltladen-Dachverbandes, siehe weitere Beschreibung im Anhang). Kleine Weltläden zeichnen sich generell durch geringe personelle und finanzielle Ressourcen aus. Bei den Mitarbeiter*innen ist kein oder kaum pädagogisches und inhaltliches Hintergrundwissen vorhanden, um eigene Bildungsangebote zu entwickeln. Der Weltladen bietet sich hier vor allem als Lernort für Gruppen an, der unter externer pädagogischer Leitung genutzt wird. Die Mitarbeiter*innen greifen auf fertige Bildungsangebote des Weltladen-Dachverbandes und weiterer Fair-Handels-Akteure zurück.
Basis-Bildungsarbeit umfasst gemäß der Konvention:
- Für Multiplikator*innen und andere Interessierte stehen Materialien der Bildungsarbeit zum Erwerb oder zur Ausleihe zur Verfügung.
- Weltläden können als Lernorte von Schulklassen und anderen Gruppen genutzt werden.
Angebote der Basis-Bildungsarbeit in Weltläden
Bildungssäule - das Serviceregal für Bildungsarbeit
Die AG Bildung des Weltladen-Dachverbandes hat das Serviceregal Bildungssäule speziell für Weltläden entwickelt. Sie kann als digitales oder Präsenzformat erworben werden.
Die Bildungssäule besteht aus sieben Stehsammlern zu wichtigen Weltladenthemen: Fairer Handel, Fußball, Kaffee, Textilien, Südfrüchte, Kakao und Handy - alle nehmen zudem Bezug auf die Nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) und den Klimawandel. Ein Wegweiser bietet den übersichtlichen Einstieg in jedes Thema der Bildungssäule. Die jeweiligen Probleme des Themenfelds werden erörtert und Lösungsmöglichkeiten präsentiert. In jedem Stehsammler befindet sich ein solider Grundstock an Bildungsmaterialien, Hintergrundinformationen und Hinweise auf Bildungskonzepte. Hinzu kommen noch weitere digitale Ordner mit informativen Broschüren, Studien, Fachpublikationen, Filmen, Videos und Präsentationen. Zu jedem Thema gibt es ein Quiz, dass einen spielerischen Einstieg ins Thema ermöglicht. Die Bildungssäule enthält zudem digitale Lernsnacks zu Kakao, Kaffee, Textilien und Fairer Handel (Quiz, Memories, Infografiken, Weltkarte, Zeitleiste). Lernsnacks sind kleine digitale Wissenshäppchen. Diese Lerneinheiten finden digital mit ansprechenden Methoden und Tools statt. Es sind Steckbriefe zu den digitalen Lernsnacks mit Konzeptideen & didaktischen Anregungen für die Bildungspraxis verfügbar. Diese Materialien ermöglichen es Lehrkräften und Multiplikator*innen, eine Auswahl an Medien und weiterführenden Hinweisen zu erhalten, mit denen sie Schulstunden oder Veranstaltungen vorbereiten können. Schüler*innen bzw. Jugendliche erhalten Informationen für Referate oder über Möglichkeiten, sich zu engagieren.
Weltladen als Lernort für Schulklassen und andere Gruppen
Gruppen oder Schulklassen besuchen den Weltladen in der Begleitung einer Lehrkraft oder Gruppenleitung. Diese gestalten den Ablauf und finden dafür vorher Anregungen in den (Ausleih-)Materialien des Weltladens. Weltladen-Mitarbeiter*innen können von den Besucher*innen befragt werden, müssen aber nicht als pädagogische Fachkraft zur Verfügung stehen. Die Einbettung des Weltladenbesuchs liegt in der Verantwortung der Begleitperson.
Standardkonzepte der Bildungsarbeit von Weltläden
Mitarbeiter*innen des Weltladens sind in der Lage, Standardkonzepte für Gruppen im Weltladen anzubieten. Sie greifen dafür auf erprobte Konzepte zurück, wie zum Beispiel die Weltladenerkundung Fair-Flixt! des Weltladen-Dachverbandes, und erhalten durch die Wiederholungen eine Routine. Im Zentrum stehen der Weltladen als Lernort mit seinen Produkten, seiner Organisation und dem Engagement der Mitarbeiter*innen. Durch die Weltladenerkundung lernen die Schüler*innen den Weltladen auf spielerische und methodisch abwechslungsreiche Weise kennen.
Mitarbeiter*innen-Fortbildung
Der Weltladen ermöglicht die Weiterbildung und inhaltliche Auseinandersetzung der Mitarbeiter*innen mit den Themen des Fairen Handels. Die Verantwortlichen im Weltladen ermuntern Mitarbeiter*innen, regional angebotene Weltladen-Seminare (darunter z.B. den modularen Grundkurs Weltladen mit Wissenswertem zum Fairen Handel) zu besuchen. Für neue Mitarbeitende wird ein Einarbeitungskonzept genutzt. In regelmäßigen Teamtreffen werden kurze Fortbildungseinheiten integriert, darunter die Vorstellung eines neuen Produkts inklusive einiger Hintergrundinformationen. Mitarbeiter*innen-Fortbildungen bietet die Fair-Handels-Beratung an.
Vortragsangebot – Informationsarbeit
Mit Hilfe eines Standard-Vortrages zum Fairen Handel und zur Präsentation des eigenen Weltladens spezialisieren sich einzelne Mitarbeiter*innen auf ein abrufbares Vortragsangebot vor Ort, zum Beispiel für den Einsatz bei Kirchengemeinden oder in Volkshochschulen. Gegebenenfalls wird gemeinsam mit Nachbarweltläden ein regionaler Pool von Referent*innen aufgebaut, falls sich zu wenige Mitarbeitende eigene Vortragstätigkeiten zutrauen. Dies wird in dieser Form der Informationsarbeit zugeordnet. Damit daraus ein Bildungsangebot wird, benötigt es weitere Reflexions- und Austauschelemente, darunter zu den Fragen „Wie bewerten die Zuhörer*innen die Informationen?“ und „Welche Handlungsoptionen können sie daraus entwickeln?“.
Stand: Dezember 2020
Quelle
Weltladen-Dachverband (2018): Warum wissen meine Eltern das eigentlich nicht\?
Zum Weiterlesen
Homepage des Weltladen-Dachverbandes mit vielfältigen Fort- und Weiterbildungsangeboten für Weltläden: https://www.weltladen.de/fuer-weltlaeden/akademie/
Im Rahmen des Fortbildungsangebotes QualiFair vom Weltladen-Dachverband wurde ein Modell von drei „typischen Weltläden“ (Stufe 1: kleiner Weltladen – Stufe 2: mittelgroßer Weltladen – Stufe 3: großer Weltladen) entwickelt. Dabei ist definiert, was eine zur jeweiligen Stufe passende Bildungsarbeit beinhaltet. Dies kann so natürlich keine 1:1-Abbildung der Wirklichkeit sein, da die Weltläden (zum Glück) individuell und mit verschiedenen Schwerpunkten arbeiten. Dieses Modell möchte Weltläden helfen, Überforderungen zu vermeiden und sie herausfordern, die eigene Bildungsarbeit im stimmigen Maße zu gestalten.