Weltladenerkundung als Stationenlernen
Eine Schulklasse hat ihren Besuch im Weltladen angekündigt? Sie will wissen, wie ein Weltladen organisiert ist, wie Bananenproduzent*innen in Ecuador leben oder wie die Kakaobohne zur Schokolade wird? Es gibt vielfältige Methoden der Bildungsarbeit und Materialien, die Schüler*innen spielerisch an den Weltladen und die Grundlagen des Fairen Handels heranzuführen. Die Weltladenerkundung Fair-Flixt! ist ein erprobtes und beliebtes Material für die Basis-Bildungsarbeit und Intensiv-Bildungsarbeit der Weltläden.
Ziele der Weltladenerkundung
Mit „Fair Flixt!“ gibt der Weltladen-Dachverband Weltläden ein Material an die Hand, das es ihnen ermöglicht, Bildung zum Fairen Handel der Weltläden für Grundschulen (3. – 4. Klasse) und die Sekundarstufe I (7. – 10. Klasse) im Weltladen anzubieten. Der Aufwand für den Weltladen ist dabei gering. Der Besuch einer Schulklasse ist so mit wenig Vorerfahrung in der Bildungsarbeit und wenig Vorbereitungszeit durchführbar. Durch diese zwei Weltladenerkundungen lernen Schüler*innen den Weltladen auf spielerische und methodisch abwechslungsreiche Weise kennen. Der Weltladen als außerschulischer Lernort bietet einen idealen Hintergrund, um konkret und anschaulich etwas über die Länder des globalen Südens, die Menschen und ihre Arbeitsbedingungen, den Fairen Handel und über ehrenamtliches Engagement zu erfahren. Anhand der im (und ggf. vor dem) Laden aufgebauten Stationen können die Schüler*innen in kleinen Gruppen selbständig arbeiten. In der Weltladenerkundung für die Grundschule kann der Weltladen aus 12 Stationen auswählen, in der Erkundung für die 7. – 10. Klasse aus sieben Stationen. In der kurzen zur Verfügung stehenden Zeit kann der Faire Handel als Thema nicht ausführlich bearbeitet werden. Ziel ist es, Interesse für den Fairen Handel zu wecken, ein Bewusstsein dafür zu schaffen und den Weltladen kennenzulernen. Die Weltladenerkundung ist sowohl für Gruppen und Schulklassen konzipiert, die bereits auf das Thema Fairer Handel hingeführt wurden, als auch für diejenigen, die sich bisher noch nicht mit dem Fairen Handel auseinandergesetzt haben. Im Vorfeld sollte mit der Lehrkraft beziehungsweise der Begleitperson abgesprochen werden, wie der Weltladenbesuch in den Unterricht eingebettet ist. Empfehlenswert ist eine Auswertung in der Schule beziehungsweise mit der Gruppe im Anschluss an den Besuch.
Kooperation mit Schulen
Will der Weltladen die Weltladenerkundung für Schulen anbieten, lohnt es sich den Schulalltag und die Lehrpläne zu kennen. Viele Lehrkräfte sind daran interessiert den Schüler*innen eine Lernerfahrung außerhalb der Schule zu ermöglichen und beispielsweise die regelmäßigen Projekt- oder Bildungswochen zu füllen. Vor allem vor den Ferien sind Lehrkräfte häufig an Exkursionen interessiert, da kein notenrelevanter Unterricht mehr durchgeführt wird. Doch auch während dem normalen Schulbetrieb kann der Faire Handel durch eine Weltladenerkundung für Schulen erfahrbar werden. Viele Lehrpläne unterschiedlicher Jahrgangsstufen enthalten Themen, die gut mit dem Fairen Handel kombinierbar sind, darunter Ernährung in der Welt oder Gerechtigkeit. An Gymnasien oder Fachschulen werden zudem regelmäßig Facharbeiten geschrieben, die auch Aspekte des Fairen Handels aufgreifen können. Die Weltladenerkundung bietet hier die notwendigen Hintergrundinformationen. Weltläden sollten ihre Kontaktmöglichkeiten zu Schulen nutzen und langfristige Kooperationen mit Schulen aufbauen. Sind Schulen beispielsweise mit dem Titel Fairtrade-School ausgezeichnet, kann der Weltladenbesuch ein regelmäßiger Bestandteil des Engagements sein.
Ablauf der Weltladenerkundung
Der Ablauf der Weltladenerkundung gliedert sich folgendermaßen:
Vorbereitung
- Vorabsprachen mit der Lehrkraft/Begleitperson
- Die Ladenmitarbeiter*innen über den Besuch informieren
- Vorbereitung im Weltladen, Aufbau der Stationen
Durchführung
- Begrüßung der Gruppe und einführendes Gespräch
- Einführung ins Thema
- Kleingruppen bilden und Laufzettel verteilen
- Stationen durchlaufen
- Abschlussrunde
- Rückmeldungen der Schüler*innen
Nachbereitung
- Vorschläge an Lehrkraft/Begleitperson zur Nachbereitung weitergeben
Stationenlernen erlaubt im Unterschied zum frontalen Vortrag die Aktivität der Schüler*innen. In Kleingruppen wandern sie von Station zu Station und erarbeiten sich die Informationen weitgehend selbständig. Jede*r Schüler*in erhält zu Beginn einen Laufzettel, der die Anweisungen zu den Stationen, zusätzliche Fragen und ausreichend Platz zum Aufschreiben der Ergebnisse enthält.
- Standardform: Alle 10 bis 15 Minuten ertönt ein Gong, der den Stationenwechsel ankündigt. Die Reihenfolge des Rundgangs wird den Schüler*innen vorher erläutert.
- Der Weltladen kann auch eine Station mehr aufbauen als es Gruppen gibt. Der Wechsel kann dann individuell erfolgen. Das ist zu empfehlen, wenn die Bearbeitung der Stationen unterschiedlich viel Zeit erfordert oder wenn die Schüler*innen ein unterschiedliches Arbeitstempo haben.
- Wenn der Weltladen nur eine Stunde mit der Gruppe zur Verfügung hat, kann er zwei Stationen auswählen und jeweils doppelt anbieten. So absolviert jede Schülergruppe die gleichen zwei Stationen und es bleibt noch Zeit für das Abschlussgespräch.
- Alternativ: Jede Kleingruppe erarbeitet nur eine Station. In der anschließenden Runde stellt jede Kleingruppe den anderen ihr Ergebnis vor.
Die zwei Weltladenerkundungen wurden von der AG Bildung des Weltladen-Dachverbandes entwickelt.
Stand: Dezember 2020
Quelle
Weltladen-Dachverband (2018): Warum wissen meine Eltern das eigentlich nicht\?
Zum Weiterlesen
Die Materialien können beim Weltladen-Dachverband entliehen werden: Fair-Flixt! Für Grundschüler*innen. Die Weltladenerkundung als Stationenlernen Fair-Flixt! Für Schüler*innen der Sekundarstufe 1. Die Weltladenerkundung als Stationenlernen