Lagerumschlag und Lagerbestand
Unter "Lager" wird die Gesamtheit aller Waren verstanden, die in der Verfügungsgewalt des Weltladens sind, ganz gleich, an welchem Ort sie im Moment gerade liegen. Im Normalfall befindet sich das so genannte Lager im Verkaufsgeschäft selbst sowie in angrenzenden Lager- oder Kellerräumen, in einigen Fällen kann ein Teil der Waren aber auch außerhalb zu finden sein (z.B. bei einer Aktionsgruppe, auf Kommission).
Einmal im Jahr sollte das Lager eines jeden Weltladens physisch erfasst, also tatsächlich gezählt, gewogen und gemessen werden. Die bei der Inventur festgestellten Warenbestände bilden die Basis für die Berechnung der wichtigsten Kennzahlen zur Lagerhaltung.
Lager im Einzelhandel = Verkaufslager (Die Ware wird in den Verkaufsräumen gelagert; die Kundschaft hat unmittelbaren Zugang zur Ware.) und Reservelager (Die Ware wird in der Nähe der Verkaufsräume gelagert; dieses Lager dient der schnellen Ergänzung der Bestände im Verkaufslager.)
Die bekannteste Kennzahl zur Lagerhaltung ist die so genannte Lagerumschlagshäufigkeit oder kurz der Lagerumschlag.
Je höher der Lagerumschlag („Wie oft wird ein Produkt eingekauft und wieder verkauft?“), desto weniger Platz und Kapital wird für die Lagerhaltung benötigt. Außerdem können viel schneller neue Sortimente eingekauft und präsentiert werden. Ein geringer Lagerbestand ist allerdings nur dann ausreichend, wenn Kapazität zum häufigen und zielgerichteten Bestellen vorhanden ist und die Lieferanten auch regelmäßig und in kurzen Abständen ausliefern.
Je größer der Lagerbestand, umso mehr Kapital des Ladens liegt fest und kann nicht für Investitionen, Werbung etc. eingesetzt werden. Außerdem verbergen sich in einem großen Lagerbestand mehr unverkäufliche und veraltete Waren. Der Lagerumschlag sollte beim Food-Sortiment mindestens 6 x im Jahr und beim Non-Food-Sortiment 3-4 x im Jahr betragen.
Der Lagerumschlag berechnet sich nach folgender Formel: Wareneinsatz ÷ durchschnittlichen Lagerbestand = Lagerumschlag
Dabei ist der Wareneinsatz = Bestand am 1.1. [Netto-Einkaufspreise = Inventurwert] plus Nettowareneinkauf plus Frachtkosten minus Skonti minus Boni minus Bestand am 31.12. [Inventurwert]
(Bestand am 1.1. [Inventurwert] + Bestand am 31.12. [Inventurwert]) ÷ 2 = durchschnittlicher Lagerbestand
Anders herum kann aus dem realen Wareneinsatz und dem gewünschten Lagerumschlag (mindestens 4) der anzustrebende Lagerbestand (und die dafür notwendige Kapitalbindung) errechnet werden: Wareneinsatz ÷ Lagerumschlagsfaktor = Lagerbestand
Stand: September 2023
Quelle
Weltladen-Dachverband (2015): Grundkurs Weltladen. Modul 6 “Der Weltladen als Unternehmen”
DEAB – Dachverband Entwicklungspolitik Baden-Württemberg e.V. (2010): QualiFair Aufbaukurs Weltladen. Qualifikation für Fach- und Führungskräfte im Fairen Handel. Modul “BWL im Weltladen” (Jean-Marie Krier).